Leverkusen. . Bei Leverkusens 3:0 gegen den VfL Wolfsburg wollte sich Routinier Michael Ballack nicht auf die Bank setzen - und das trotz Personalnot. Trainer Jupp Heynckes sieht sich bestätigt

Die beste Replik des Abends ist Simon Rolfes eingefallen, als er mit der „B-Frage“ konfrontiert wurde. „Ja, Lars Bender hat ein hervorragendes Tor gemacht“, erwiderte der Leverkusener Kapitän, und wich damit dem Fragestellter aus, der sich eigentlich nach dem plötzlichen Verschwinden Michael Ballacks aus dem Kader erkundigt hatte. Doch gleichzeitig traf Rolfes mit seiner Aussage den Kern des Problems. Denn der überzeugende Lars Bender und eben nicht der formsuchende Ballack hatte beim 3:0 (3:0) der Werkself gegen den VfL Wolfsburg den gesperrten Arturo Vidal im defensiven Mittelfeld ersetzt. Diese Entscheidung von Trainer Jupp Heynckes war der Beginn einer neuen Episode der unendlichen Geschichte um den einstigen Kapitän der Fußball-Nationalmannschaft.

Als Ballack klar wurde, dass er wieder nicht zur Startelf gehören würde, bat er nämlich darum, bitte ganz aus dem Kader gestrichen zu werden. „Er glaubt, er kann sich als Einwechselspieler nicht so einbringen, wie er sich das wünscht“, berichtete Heynckes. Deshalb wurde entschieden, dass es „besser ist, wenn er ein intensives Fitnesstraining macht“. Am Samstagmorgen standen die ersten 90 Minuten Einzeltraining auf dem Programm. Alles ganz einvernehmlich, alles ganz freiwillig, so stellten es die Leverkusener dar. Doch viele Zuhörer bezweifelten dies. Denn die Zwischentöne lieferten zahlreiche Indizien für eine etwas weniger harmonische Version.

So erzählte Heynckes ungefragt von Sami Hyypiä, der trotz seines Darminfekts darauf gedrängt habe, sich zumindest auf die Bank setzen zu dürfen, was Heynckes nicht genehmigte. Der Finne sei eben „ein Super-Profi, einer der besten Profis, die ich in meinem Leben gehabt habe“, führte der Trainer aus. Der Subtext dieser Aussage: Ballack ist kein Superprofi. Und Stefan Kießling meinte, die Angelegenheit „müssen die beiden untereinander klären, das dürfen wir als Mannschaft gar nicht an uns ran lassen“. Es gibt also Klärungsbedarf.

Zumal der Tag Anlass bot, darauf zu bestehen, dass Ballack, immerhin ein hoch bezahlter Angestellter, sich auch entgegen des eigenen Wunsches zur Verfügung stellt. Denn je näher das Spiel rückte, desto mehr Leverkusener meldeten sich mit Erkältungen oder Magen-Darm-Infekten krank. Beim Anpfiff saßen dann nur vier Feldspieler auf der Bank, die Stürmer Derdiyok und Jörgensen sowie die Verteidiger Vida und da Costa, die beide noch keine einzige Minute in der Bundesliga gespielt hatten. Ein Ersatzmann fürs Mittelfeld fehlte.

Spielführer der DFB-Elf

Die Ehrenspielführer Uwe Seeler (li.) und Franz Beckenbauer im Bayern Trikot während eines Benefizspiels.
Die Ehrenspielführer Uwe Seeler (li.) und Franz Beckenbauer im Bayern Trikot während eines Benefizspiels.
Franz Beckenbauer.
Franz Beckenbauer.
Franz Beckenbauer.
Franz Beckenbauer. © imago
Franz Beckenbauer.
Franz Beckenbauer. © imago
Franz Beckenbauer.
Franz Beckenbauer. © imago
Andreas Brehme, Pierre Littbarski und Kapitän Lothar Matthäus mit dem WM-Pokal.
Andreas Brehme, Pierre Littbarski und Kapitän Lothar Matthäus mit dem WM-Pokal. © imago
Lothar Matthäus.
Lothar Matthäus.
Lothar Matthäus.
Lothar Matthäus. © imago sportfotodienst
Mannschaftsbild von 1956 v.li.: Fritz Walter, Torwart Fritz Herkenrath, Ulrich Biesinger, Jupp Posipal, Horst Eckel, Karl Schmidt, Erich Juskowiak, Heinz Vollmar, Herbert Erhardt, Erwin Waldner und Willi Schröder.
Mannschaftsbild von 1956 v.li.: Fritz Walter, Torwart Fritz Herkenrath, Ulrich Biesinger, Jupp Posipal, Horst Eckel, Karl Schmidt, Erich Juskowiak, Heinz Vollmar, Herbert Erhardt, Erwin Waldner und Willi Schröder.
Franz Beckenbauer (Mitte HSV) wird von den Ehrenspielführern Fritz Walter (li.) und Uwe Seeler verabschiedet.
Franz Beckenbauer (Mitte HSV) wird von den Ehrenspielführern Fritz Walter (li.) und Uwe Seeler verabschiedet.
Wimpeltausch der Mannschaftskapitäne Uwe Seeler (Deutschland, li.) und Bobby Moore (England, re.), dahinter Schiedsrichter Gottfried Dienst (Schweiz, Mitte) und die Linienrichter Tofik Bakhramov (UdSSR, li.) und Karol Galba (CSSR).
Wimpeltausch der Mannschaftskapitäne Uwe Seeler (Deutschland, li.) und Bobby Moore (England, re.), dahinter Schiedsrichter Gottfried Dienst (Schweiz, Mitte) und die Linienrichter Tofik Bakhramov (UdSSR, li.) und Karol Galba (CSSR).
Uwe Seeler.
Uwe Seeler.
Uwe Seeler.
Uwe Seeler. © Imago
Kapitän Jürgen Klinsmann (li.) und Andreas Köpke.
Kapitän Jürgen Klinsmann (li.) und Andreas Köpke.
Oliver Kahn lehnt enttäuscht am Torpfosten.
Oliver Kahn lehnt enttäuscht am Torpfosten. © imago
Teamchef Rudi Völler (li.) tröstet Torwart Oliver Kahn.
Teamchef Rudi Völler (li.) tröstet Torwart Oliver Kahn.
Michael Ballack.
Michael Ballack.
Michael Ballack.
Michael Ballack. © imago
Bastian Schweinsteiger war ein Kandidat für das Kapitäns-Amt bei der WM in Südafrika...
Bastian Schweinsteiger war ein Kandidat für das Kapitäns-Amt bei der WM in Südafrika...
...doch Joachim Löw entschied sich für Bayerns Verteidiger Philipp Lahm.
...doch Joachim Löw entschied sich für Bayerns Verteidiger Philipp Lahm. © AFP
Als Kapitän führte Philipp Lahm das DFB-Team in das WM-Halbfinale 2010 und das EM-Halbfinale 2012.
Als Kapitän führte Philipp Lahm das DFB-Team in das WM-Halbfinale 2010 und das EM-Halbfinale 2012.
2014 übernimmt Bastian Schweinsteiger (r.) von Philipp Lahm (l.) die Kapitänsbinde.
2014 übernimmt Bastian Schweinsteiger (r.) von Philipp Lahm (l.) die Kapitänsbinde. © imago
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Allerdings kann man auch Ballack verstehen, der sich während des vergangenen Jahrzehnts als ganz besonderer Spieler fühlen durfte und in Leverkusen auch als ganz besonderer Spieler präsentiert wurde. Grundsätzlich ist er wieder gesund, andere Trainer würden so einer Führungskraft viel Spielpraxis geben, damit sie möglichst schnell in Form kommt. Dieses Vorgehen wünscht sich Ballack, mit Heynckes ist das aber nicht zu machen.

Heynckes durch das Ergebnis bestärkt

Eskaliert ist die Kontroverse offenbar während der Aufarbeitung der Partie von Bremen, in der Bayer 2:0 führte, als Ballack eingewechselt wurde. Am Ende stand es 2:2, der alternde Capitano war nicht in der Lage, das Team zu stabilisieren. Ballack kam zu dem Schluss, kein Einwechselspieler zu sein, und Heynckes sah seine Ansicht bestätigt, dass Lars Bender, Simon Rolfes, Arturo Vidal, ja vielleicht sogar Hanno Balitsch die besseren Sechser seien.

Der souveräne Sieg gegen die Wolfsburger bestärkte den Trainer natürlich, und ob sich Ballacks Leistungsrückstand tatsächlich mit Trainingseinheiten aufholen lässt, ist eine Frage, die sich nicht so einfach beantworten lässt. Sportdirektor Rudi Völler sprach von einem „Teufelskreis“. Für die kommenden Tage wird erwartet, dass der 65-Jährige Trainer seinen Vertrag um ein Jahr verlängert. Michael Ballack wird das nicht unbedingt gefallen. Gut möglich, dass der 33-Jährige bald wieder zu haben ist für Interessenten aus aller Welt.