Hamburg (SID) - Es geht um die Tabellenspitze - vor allem aber ums Prestige. Es geht um Punkte im Kampf ums internationale Geschäft und gegen den Abstieg - nicht weniger wichtig aber ist das Standing in der Hansestadt. Hamburger Derby, zweiter Versuch. Am heutigen Mittwoch (18.45 Uhr/Sky und Liga total!) treffen der Hamburger SV und der FC St. Pauli im Nachholspiel des 21. Spieltages aufeinander. Der Sieger übernimmt Platz eins der Rückrundentabelle und schreibt ein weiteres Kapitel Hamburger Fußballgeschichte.
Die Partie wird keinesfalls ins Wasser fallen wie beim ersten Versuch vor zehn Tagen, als in den beiden Tagen vor dem Spiel unglaubliche 61 Liter Regen pro Quadratmeter auf den neuen Rasen niedergingen. Chef-Greenkeeper Hermann Schulz und sein Team haben das Grün seitdem emsig gepflegt: "Wir haben den Rasen gemäht, gestriegelt und gebürstet, jetzt ist er richtig hübsch." Vor allem aber soll es am Mittwoch trocken bleiben.
Für Armin Veh sind die Punkte wichtig
"Dass wir die beste Rückrundenmannschaft sein können, ist mir egal", sagte HSV-Trainer Armin Veh, "wichtig sind für uns die Punkte, damit wir vorne reinrutschen können." Die Top-Fünf sind das Ziel, der Europacup. "Dafür müssen wir unsere Heimspiele gewinnen. Wenn wir nicht gewinnen, haben wir wieder ein Problem." Und gegen den FC St. Pauli eben allemal. "Das ist ein besonderes Spiel, weil zwei Mannschaften in einer Stadt sind, besonders für unsere Fans", sagt Veh, "natürlich sind wir heiß auf das Derby."
Für ihn selbst geht es ja auch darum, nicht einen traurigen Ruf zu erlangen. "Nur Rudi Gutendorf hat als HSV-Trainer bisher ein Derby verloren", sagte der Schwabe, "ich will nicht in diese schwarze Galerie aufgenommen werden." Das war 1977, im allerersten von bislang 15. Bundesligaduellen. Beim Hinspiel am 4. Spieltag gelang dem HSV allerdings erst in quasi letzter Minute der Ausgleich zum glücklichen 1:1.
Die Aufsteiger vom Kiez haben spätestens in dieser Partie gemerkt, dass sie mit dem etablierten und viel reicheren Bundesliga-Dino an guten Tagen sportlich mithalten können. Der HSV-Kader wird zwar mit einem Transferwert von knapp 130 Millionen angegeben, der von St. Pauli nur mit 33 Millionen, doch das bedeutet für Pauli-Trainer Holger Stanislawski mal gar nichts: "Es zählt nicht der Kontoauszug, sondern was man als Masterplan im Kopf hat."
FC St. Pauli nach der Winterpause noch ungeschlagen
Beide Mannschaften sind sportlich gut drauf. St. Pauli ist neben Dortmund das einzige noch ungeschlagene Team nach der Weihnachtspause, der HSV gewann drei seiner vier Spiele. "Wir sind zur Zeit schwer zu schlagen", verkündete Stanislawski voller Selbstvertrauen, "der HSV hat hohe individuelle Qualität und ist gefährlich bei Standardsituationen. Der Rest wird uns nicht schocken."
Kleine verbale Scharmützel eben, für HSV-Sportchef Bastian Reinhardt ist das normal: "Zu viel Friede, Freude, Eierkuchen tut so einem Spiel auch nicht gut. Für uns zählt nur ein Sieg. Ich bin seit mehr als einer Woche in Derbystimmung. Es wird Zeit, dass es endlich stattfindet."
Im Millerntorstadion hat St. Pauli seinen Fans ein Public Viewing zu bieten. Nur etwa 6000 Paulianer haben schließlich die Möglichkeit, das Spiel in der HSV-Arena live zu verfolgen. St. Pauli kann in der Partie den angeschlagenen Fabian Boll sowie Matthias Lehmann aufbieten, gegen den der DFB keine Anklage nach seiner Schauspieleinlage gegen Gladbachs Igor de Camargo erhoben hat. Fehlen werden Denis Naki, Bastian Oczipka und Carsten Rothenbach.
Der HSV kann personell aus dem Vollen schöpfen. Fraglich ist, ob der formschwache Ruud van Nistelrooy durch Paolo Guerrero ersetzt wird, ob Eljero Elia eine Chance bekommt oder Jonathn Pitroipa. Mladen Petric musste wegen eines grippalen Infektes auf das Abschlusstraining, soll aber rechtzeitig wieder fit sein. "Ich weiß noch nicht, wie wir spielen", sagte Veh, "ich habe viele Optionen, alle sind gesund."