DFB-Präsident Theo Zwanziger hat einen Wechsel seines Sportdirektors Matthias Sammer zum Bundesligisten Hamburger SV nicht kategorisch ausgeschlossen und die Spekulationen um einen baldigen Abschied 43-Jährigen vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) weiter genährt. "Wenn es das Hamburger Angebot wirklich gibt, ist es sicherlich ernst zu nehmen. Ich bin gespannt, wie Matthias Sammer darauf reagieren wird", sagte Zwanziger am Dienstag in Berlin am Rande einer Veranstaltung gegen Rechtsextremismus.
Allerdings betonte der Verbands-Boss zugleich, dass er noch kein entsprechendes Gespräch mit Sammer geführt habe. Der Sportdirektor des DFB wird seit Tagen mit den Hamburgern in Verbindung gebracht und soll beim HSV das vermeintliche Kompetenz-Vakuum im sportlichen Bereich füllen. Im Falle einer Einigung mit den Hanseaten würde Sammer auch in den Vorstand des Bundesligasiebten rücken. Beim DFB hatte der ehemalige Dortmunder Meistertrainer im vergangenen Jahr bei einem Kompetenzgerangel mit Bundestrainer Joachim Löw über die Zuständigekeit für die U21 nach einem Machtwort von Zwanziger den Kürzeren gezogen.
Dennoch war von Sammer noch zu Jahresbeginn ein Bekenntnis zum DFB zu hören. Zuletzt äußerte er sich auch vor dem Hintergrund des HSV-Interesses zurückhaltender. "Derzeit habe ich nicht vor, um eine Freigabe zu bitten. Aber was in den kommenden Tagen passiert, ist reine Spekulation. Ich bin mit dem Hamburger SV immer im Austausch gewesen, mal mehr, mal weniger", hatte Sammer am Montag bei der DFB-Trainertagung in Neu-Isenburg gesagt.
Personalie Sammer hat Priorität
Bei den Hamburgern dürfte man die Äußerungen von Zwanziger und Sammer mit Wohlwollen aufgenommen haben. Am Dienstagabend traf sich der neu zusammengesetzte Aufsichtsrat der Hanseaten im heimischen Stadion zu seiner konstituierenden Sitzung. Die Personalie Sammer dürfte dabei relativ weit oben auf der Agenda gestanden haben. "Es kann sein, dass es zu diesem Thema Fragen geben wird. Diese werden dann diskutiert. Ansonsten möchte ich das Ganze nicht weiter kommentieren", sagte der als Aufsichtsratsboss scheidende Horst Becker dem SID.
Eine Verpflichtung Sammers würde den Hamburgern jedoch fraglos gut zu Gesicht stehen. Der derzeitige Sportchef Bastian Reinhardt ist seit seinem Amtsantritt im vergangenen Mai nicht unumstritten und verfügt noch nicht über das Profil eines starken Mannes. Sammer könnte diese Rolle hingegen problemlos übernehmen und mit seiner großen sportlichen Kompetenz paaren.
Auch für den zuletzt stark in die Kritik geratenen HSV-Chef Bernd Hoffmann, der sich vor dem derzeitigen Flirt mit dem renommierten Wunschkandidaten, bereits vergeblich um eine Rückkehr Günter Netzers zu den Hamburgern bemüht hatte, wäre ein Engagement Sammers ein wichtiger Erfolg. Hoffmanns Chancen auf die Verlängerung seines am 31. Dezember auslaufenden Vertrages würden sich angesichts eines solchen Coups wohl sprunghaft erhöhen - auch wenn die Kontrolleure dieses Thema vorerst hinten anstellt.
Hrubesch weiß von nichts
"Wir stehen nicht unter Zeitdruck. Der Aufsichtsrat muss sich ja erst einmal beschnuppern", meinte Becker und schloss schon vor der Sitzung am Dienstagabend richtungsweisende Entscheidungen in dieser Frage aus. Die Thematik Sammer scheint Vorrang zu genießen. Billig dürfte die Verpflichtung des potenziellen neuen Managers jedoch nicht werden. Angeblich soll Sammer im Falle einer Einigung mit einem Jahressalär von 2,5 Millionen Euro zum Top-Verdiener im Vorstand werden.
Ob der DFB-Sportdirektor bei seinem Amtsantritt wie zuletzt spekuliert HSV-Ikone Horst Hrubesch in verantwortlicher Funkion als Trainer oder Nachwuchskoordinator mitbringen würde, scheint derweil fraglich. "Ich weiß von nichts", sagte der DFB-Juniorencoach dem SID auf Anfrage und spottete über die ins Kraut schießenden Gerüchte: "Das ist alles so spannend. Ich habe über die Medien sogar schon mein Gehalt beim HSV erfahren. Meine Zukunft ist gesichert."