Frankfurt/Main.

Die Gewerkschaft der Polizei hat sich mit dem DFB und der DFL gegen eine Sonderabgabe der Bundesligisten ausgesprochen. Mit diesem Schulterschluss wurde die Spitze der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) isoliert.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB), die Deutsche Fußball Liga (DFL) und die Gewerkschaft der Polizei (GdP) haben sich bei einem gemeinsamen Kongress gegen eine Sonderabgabe der Klubs für Einsätze rund um Fußballspiele ausgesprochen. Die gemeinsame Position der Verbände isoliert die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG), deren Chef Rainer Wendt seit Jahren eine finanzielle Beteiligung der Vereine fordert.

„Das ist eine politisch unsinnige und juristisch falsche Forderung. Dann müssten wir auch alle anderen Veranstalter, beispielsweise von Bürgerfesten, zur Kasse bitten“, sagte der GdP-Bundesvorsitzende Bernhard Witthaut bei der Veranstaltung „Feindbilder ins Abseits“ am Mittwoch in Frankfurt/Main.

Witthaut sprach sich zudem dafür aus, entschiedener gegen Gewalttäter vorzugehen und den Alkoholkonsum rund um die Spiele generell zu verbieten. Witthaut plädierte außerdem für eine Entzerrung des Spielplans, um eine Terminkollision mit anderen Polizei-Einsätzen zu verhindern. „Für uns als Polizei ist ein Limit erreicht. Die polizeilichen Ressourcen sind an Grenzen gestoßen“, sagte Witthaut angesichts der Bilanz von 1,5 Millionen Einsatzstunden rund um den Fußball in der Saison 2008/09.

Strutz griff DPolG-Chef an

Unterstützt wurde Witthaut vom DFB-Präsidenten Theo Zwanziger. „Es ist richtig, dass die Polizei durch viele Stunden für die Sicherheit beim Fußball sorgt. Aber wir sind nicht die einzigen, die das in Anspruch nehmen“, sagte Zwanziger und kritisierte die geplanten Einsparungen der Länder bei der Polizei: „Der Dienstherr, das sind die Länder, spart - und ein Dritter soll bezahlen.“

Theo Zwanziger kritisierte die Einsparungen der Länder bei der Polizei.
Theo Zwanziger kritisierte die Einsparungen der Länder bei der Polizei.

Ohne den Namen Wendt zu nennen, griff auch der Ligaverbands-Vizepräsident Harald Strutz den DPolG-Chef an. „Was da von kleineren Gewerkschaften geäußert wird, sind durchsichtige Interessen und Populismus. Die Polizei und die Vereine dürfen sich nicht von Lautsprechern gegeneinander ausspielen lassen“, sagte der Klubchef des Bundesligisten FSV Mainz 05: „Man darf auch nicht vergessen, dass die Vereine ein erheblicher Steuerzahler sind.“

Eine Forderung in Richtung der Polizei wurde von Seiten der Fanprojekte laut. „Eine Kennzeichnungspflicht für Polizisten bei Einsätzen rund um den Fußball wäre eine Signal für Transparenz und würde Rechts- sowie Verhaltenssicherheit schaffen“, sagte Thomas Beckmann, der Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte.

Strutz nahm den Ball Beckmanns, dem Leiter des Mainzer Fanprojekts, auf. „Eine Kennzeichnungspflicht mit Nummern kann viele Aggressionen herausnehmen, weil die Anonymität aufgehoben wäre“, erklärte der Mainzer Präsident, der sich mit Blick auf die Gewalt bei Bundesligaspielen allerdings keinen Illusionen hingibt: „Alles werden wir nicht in den Griff bekommen.“

DFL beim Thema Pyrotechnik zurückhaltend

In den Griff möchte der DFB das Thema Pyrotechnik bekommen. Der Verband will in den kommenden Wochen über eine legale Rückkehr in die Stadien nachdenken. Dem DFB-Sicherheitsbeauftragten Helmut Spahn wurde ein von über 50 Ultragruppen erarbeitetes Konzept übergeben. „Der DFB wird sich das seriös anschauen und gucken, was umsetzbar ist und was nicht. Wir wollen das ergebnisoffen diskutieren“, sagte Spahn.

Die DFL steht diesem Thema zurückhaltend gegenüber. „Es gibt für und wider. Es gibt noch einige Fragen, die vorher beantwortet werden müssen. Dabei ist die Verantwortlichkeit das A und O. Und es gibt natürlich Gesetze, die eingehalten werden müssen. Die Bereitschaft zum Gespräch sollte nicht als Einverständnis gewertet werden“, sagte DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus. (sid)