München.
Der Rekordmeister überzeugt beim 4:1-Sieg gegen Eintracht Frankfurt und kommt in der Bundesliga immer besser in Fahrt
Die Partie war gerade ein paar Minuten vorbei, der höchste Saisonsieg geschafft, da ließ sich der Trainer des FC Bayern München in einem ersten Fernsehinterview zu einer gewagten Aussage hinreißen. Es sei „das beste Spiel in der Bundesliga unter meiner Leitung“ gewesen, stellte Louis van Gaal nach dem 4:1 gegen Eintracht Frankfurt am Samstag fest und erweckte damit den Eindruck, an akuter Amnesie zu leiden. Zu seiner Entschuldigung ist vorzutragen, dass er dieses Urteil spontan fällte und wohl unter dem Eindruck der ersten Begeisterung. Später relativierte er sein Urteil, sprach nur noch vom „vielleicht besten Spiel in dieser Saison“.
Van Gaal hebt in seinen Augen besonders gute Spiele gerne hervor, oft haben diese Übertreibungen einen tieferen Sinn, wenngleich sich der nicht immer gleich erschließt. Dieses Mal allerdings schon. Es war eine Art Eigenwerbung des zuletzt vom eigenen Vorstand getadelten Trainers. Zu Beginn der vergangenen Woche schien der Zwist zu eskalieren, wohl kaum mehr jemand hätte darauf gewettet, dass van Gaal seinen erst kürzlich bis 2012 verlängerten Vertrag auch erfüllen würde, denn sowohl der Vorstand als auch der Trainer schürten regelmäßig mit Aussagen, die eine gewisse Sprengkraft bargen, die Spekulationen.
Die Protagonisten des Kompetenzgerangels haben wohl eingesehen, dass Unruhe eher schadet als hilft, und deshalb vor der Partie gegen Frankfurt einen Harmonie-Gipfel veranstaltet. „Wenn man so weit von der Tabellenspitze weg ist, herrscht immer Unruhe. Frieden gibt es beim FC Bayern nur, wenn man erfolgreich Fußball spielt“, sagt Sportdirektor Christian Nerlinger. Aber man solle in Zukunft „halt mehr intern kommunizieren und nicht über die Medien. Damit wäre allen geholfen.“ Karl-Heinz Rummenigge verkündete via Bild, dass der Trainer nicht zur Disposition stehe. Er sei der Richtige für den FC Bayern, ließ der Vorstandsvorsitzende wissen. Am Samstag bekräftigte er noch einmal öffentlich die Unterstützung: „Wir haben sehr guten Fußball gespielt und sind sehr zufrieden mit Louis van Gaal.“
Der Trainer wirkte gelöst nach dem gelungenen Auftritt, der die Bayern zum ersten Mal in dieser Saison auf einen Europapokal-Platz brachte. „In der letzten Zeit habe ich nur Kritik empfangen. Es ist gut, dass ich auch mal wieder ein bisschen Lob bekomme.“
Den Verantwortlichen fällt es nach einem Spiel wie gegen Frankfurt nicht schwer, die Wogen zu glätten und sich auf der Jahreshauptversammlung am Dienstag harmonisch zu präsentieren. Anders als in Gladbach, Leverkusen oder zuletzt in Rom schenkte Bayern dieses Mal in der zweiten Halbzeit den Sieg nicht her.
Die Bayern wirbelten die Frankfurter, die in der ersten Hälfte Anatolij Timoschtschuks Führungstreffer durch Theofanis Gekas noch egalisiert hatten, nach der Pause kräftig durcheinander. Der Rekordmeister zerstörte die hessische Taktik mit einem Doppelschlag durch Thomas Müller und Mario Gomez, ehe Timoschtschuk mit seinem zweiten Treffer den torreichen Nachmittag abschloss. Aber die Münchner versprühten nicht nur Glanz, in der Defensive zeigte sich wieder einmal viel Schatten. Daniel van Buyten leitete in der ersten Hälfte beinahe alle drei Frankfurter Großchancen ein und war auch beim Gegentor orientierungslos. Seine Auswechslung zur Pause habe allerdings nichts damit zu tun, erklärte van Gaal. Der Belgier habe sich nicht gut gefühlt.
Der Rückstand auf die Spitze hat sich am Wochenende nicht verringert, aber immerhin der auf den für die Champions-League-Teilnahme notwendigen dritten Platz. Van Gaal sieht seine Mannschaft deshalb und wegen des engagierten Auftritts „auf einem guten Weg“. Stürmer Thomas Müller traut der Sache noch nicht ganz: „Wir haben schon von so vielen Durchbrüchen gesprochen. Und dann ist der Knick gekommen.“ Der nächste Gegner, der FC Schalke 04, wird am kommenden Samstag alles daran setzen, dass sich dieser Trend beim FC Bayern fortsetzt.