Matthias Sammer prophezeit der deutschen U21 im zweiten EM-Spiel einen "Charaktertest": "Die Finnen sind durchaus unangenehm zu spielen", weiß der DFB-Sportdirektor.

Im Interview mit dem SID hält DFB-Sportdirektor Matthias Sammer Rückschau auf das 0:0 im ersten EM-Spiel gegen Spanien und warnt vor einem unangenehmen zweiten Gegner aus Finnland.

SID: "Herr Sammer, wie beurteilen Sie die Leistung der deutschen U21 beim 0:0 zum Auftakt gegen Topfavorit Spanien?"

Matthias Sammer: "Vor allem die zweite Halbzeit war stark, das Ergebnis nach diesem Spielverlauf aber leider zu wenig."

SID: "Was erwarten Sie nun vom Spiel gegen Finnland am Donnerstag?"

Sammer: "Mit der Leistung gegen Spanien hat die Mannschaft die Messlatte für ihre eigenen Leistungen sehr sehr hoch gelegt. Das Spiel am Donnerstag wird nun ein Charaktertest, der zeigt, ob die Mannschaft auch gegen Finnland die Leistungsbereitschaft abrufen kann. Die Finnen sind durchaus unangenehm zu spielen, das musste auch England trotz des 2:1-Sieges erfahren."

SID: "Hat das erste Spiel die Erkenntnis gebracht: Wenn die Defensive weiter so steht und das Sturmproblem gelöst werden kann, ist der Titel drin?"

Sammer: "Ich würde es nicht als Sturmproblem bezeichnen, sondern nur als ein Problem damit, Chancen zu nutzen. Die Defensive hat schon sehr gut funktioniert, auch als Ergebnis aller Mannschaftsteile. Dies gilt es aber immer weiter zu verfeinern."

SID: "Inwieweit hat Ihre Anwesenheit sowie die von Bundestrainer Joachim Löw oder Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff die Mannschaft zusätzlich beflügelt?"

Sammer: "Ich denke, dass die innere Stärke bei der Mannschaft deutlicher ausgeprägt ist als der Blick auf Äußerlichkeiten. Davon zu sprechen, dass unsere Anwesenheit beflügelt, würde aber auch dem Trainer nicht gerecht werden. Horst Hrubesch hat Struktur reingebracht, Siegermentalität vermittelt, Zusammenhalt gefördert und lässt eine eigene Handschrift erkennen. Natürlich müssen noch weitere Taten und Ergebnisse folgen."

SID: "Die deutsche Mannschaft tritt bisher sympathisch als Multi-Kulti-Truppe auf. 11 der 23 deutschen Spieler in Schweden haben ausländische Wurzeln. Ist dies ein Vorbild in Sachen Integration?"

Sammer: "Es ist schön und beispielhaft, wie Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und mit unterschiedlicher Hautfarbe zusammenfinden können. Der Schlüssel für die Zukunft wird sein, traditionelle Stärken und deutsche Tugenden weiter zu vermitteln und gleichzeitig bereit zu sein, die Stärken der anderen Spieler einzubringen. Die Spieler müssen sich mit dem Land und diesem Trikot identifizieren. Aber wir müssen auch der Moderne Rechnung tragen und uns für Einflüsse öffnen."