Essen. Der Trainer der deutschen U-21-Nationalmannschaft Horst Hrubesch gibt trotz des Mangels an durchschlagskräftigen Stürmern selbstbewusst das Ziel vor: "Wir wollen Europameister werden".

Als die Nachwuchsnationalspieler der deutschen U 21 vergangene Woche am Treffpunkt in Frankfurt zusammenkamen, von wo aus die Mannschaft ins EM-Turnierland Schweden flog, reisten einige der Fußballer mit der Bahn an. In der 2. Klasse übrigens. Mehr ist bei den Spesenabrechnungen des Deutschen Fußball-Bund (DFB), dem reichsten deutschen Sportverband, nicht drin. Bei der am heutigen Montag in Schweden beginnenden U 21-Europameisterschaft (14. bis 29. Juni) hat der DFB allerdings weder Kosten noch Mühen gescheut und trotzt so der allgemeinen Wirtschaftskrise.

Kickende Reisegruppe

Die kickende Groß-Reisegruppe logiert in den 57 Zimmern eines schicken Vier-Sterne-Hotels im Dörfchen Tollered etwa 30 Kilometer von Göteborg entfernt. Zum DFB-Tross gehören neben der Mannschaft von Bundestrainer Horst Hrubesch ein Spielanalyst, ein eigener Koch und sogar ein Sicherheitsbeauftragter.

Und für die ersten beiden Gruppenspiele der DFB-U21 gegen Spanien in Göteborg (Montag, 20.45 Uhr, live im ZDF) und gegen Finnland in Halmstad (Donnerstag, 18.15 Uhr, live im ZDF) hat sich sogar die Nationalmannschaftsspitze aus Bundestrainer Joachim Löw, Teammanager Oliver Bierhoff und Bundestorwart-Trainer Andreas Köpke angekündigt.

Das Ziel ist klar. „Wir wollen Europameister werden“, singen Bundestrainer Horst Hrubesch und der für den Fußball-Nachwuchs verantwortliche DFB-Sportdirektor Matthias Sammer im Duett. „Wenn eine deutsche Mannschaft an einer Endrunde teilnimmt, muss sie um den Titel spielen. Alles andere wäre doch fahrlässig“, stellt Sammer klar.

Beeindruckende Nachwuchsarbeit

Es wäre für den Verband nach den EM-Erfolgen der U 17 und der U 19 der dritte Nachwuchstitel innerhalb eines Jahres. Und ein weiterer Beleg für die inzwischen beeindruckende Jugendarbeit.

Die Chancen, dass der DFB mit seiner U 21 endlich den ersten Titel holt, sind gut. Übergangs-U 21-Trainer Horst Hrubesch, der die Mannschaft kurz nach der EM-Qualifikation von dem geschassten Dieter Eilts übernahm und sie nach dem Turnier in Schweden an den neuen U 21-Bundestrainer Rainer Adrion weiterreicht, tritt mit einem beeindruckend besetzten Kader an.

Marko Marin (Borussia Mönchengladbach), Gonzalo Castro (Bayer Leverkusen), Andreas Beck (1899 Hoffenheim), Mesut Özil (Werder Bremen) und Manuel Neuer (Schalke 04) haben schon A-Länderspielerfahrung. Dazu kommen Hrubeschs 23 Spieler gemeinsam auf fast 1000 Bundesliga-Partien. U21-Kapitän Sami Khedira (22, VfB Stuttgart), Mats Hummels (21, Borussia Dortmund) oder Patrick Ebert (22, Hertha BSC Berlin) sind trotz ihres jungen Alters längst Stammspieler in der Bundesliga. Talente wie Alexander Baumjohann (jetzt Bayern München) und Toni Kroos (Bayer Leverkusen) schafften gar nicht den Sprung in den Kader.

Bei Hrubeschs Mannschaft stimmt also die fußballerische Qualität. Allerdings hat sie zwei strukturelle Probleme. Es gibt zu wenig Anführer und damit Leitwölfe für schwierige Momente und Situationen auf dem Platz. Das zweite Problem: die U 21 hat zwar herausragende Offensiv-Individualisten wie Marko Marin und Mesut Özil. Der Sturm ist mit Chinedu Ede, Sandro Wagner (beide von Zweitligist MSV Duisburg) und Ashkan Dejagah (Ersatzspieler beim Meister VfL Wolfsburg) allerdings nur zweitklassig besetzt. „Uns fehlt in diesem Jahr ein echter Torjäger“, gesteht Hrubesch.