Heimschwäche ablegen, Sturmmisere beheben und endlich mit der Aufholjagd beginnen: Der schwächelnde Vizemeister Schalke 04 will zum Auftakt des 11. Spieltags drei Fliegen mit einer Klappe schlagen und schnellstmöglich einen Weg aus der Krise finden. Nach dem katastrophalen Saisonstart ist ein Sieg heute Abend (20.30 Uhr/Sky und Liga total!) gegen den FC St. Pauli Pflicht - doch der auswärtsstarke Aufsteiger aus Hamburg dürfte alles andere als ein Aufbaugegner für den Tabellenvorletzten sein.
Mit nur einem Sieg aus den bisherigen zehn Ligaspielen steht das Team von Trainer Felix Magath bereits mit dem Rücken zur Wand. "Das ist unser erstes Endspiel. Das müssen wir gewinnen", sagt Abwehrchef Christoph Metzelder und verdeutlicht die angespannte Situation. Dabei ist nicht mehr wie zu Saisonbeginn die Abwehr das Problem, sondern die völlig verunsicherte Offensive. Nur ein Tor gelang den Schalkern in den vergangenen vier Pflichtspielen.
Magath kündigt Gespräch mit Raúl an
Magath gab am Donnerstag bekannt, dass er ein Gespräch mit Stürmerstar Raúl führen wird: "Ich denke aber nicht dran, ihn draußen zu lassen." Vorschriften, wie der spanische Routinier im Schalke-Dress zu spielen hat, will der Coach nicht machen. Auch wenn der Trainer das Empfinden hat, es wäre besser, wenn Raúl "weiter vorne agieren würde. Aber es bleibt dabei, er kann sich bewegen wo und wie er will", so Magath, der seinen Superstar keinesfalls infrage stellen will.
Mannschaftskapitän Manuel Neuer, der sein Team am Dienstag in der Champions League bei Hapoel Tel Aviv (0:0) vor einer weiteren Pleite bewahrte, sieht jedoch weitere Probleme: "In unserer Situation ist es schwer, klaren Kopf zu bewahren."
Angst vor der nächsten Pleite
Während das Selbstbewusstsein im Keller ist, steigt bei den Gelsenkirchenern die Angst vor der nächsten Pleite. "St. Pauli wird uns in Sachen Kampf einiges abverlangen. Es wird darauf ankommen, wie wir das annehmen", sagt Metzelder, der der eigenen Mannschaft eigentlich "mehr Qualität" als dem Tabellen-13. aus der Hansestadt attestiert. Doch derzeit seien andere Tugenden gefragt: "Wir müssen mit Zähnen und Klauen um jeden einzelnen Punkt kämpfen."
Magath folgt indes einer ganz eigenen Logik und hofft nach dem gehemmten Auftritt von Tel Aviv endlich auf einen Befreiungsschlag: "Bisher haben wir in der Champions League gute Leistungen gebracht und dann anschließend in der Meisterschaft daneben gelegen. Jetzt habe ich die Hoffnung, dass wir es diesmal umgekehrt machen und uns die gute Leistung für die Bundesliga aufgehoben haben."
Asamoah fehlt gesperrt
St. Pauli will die Selbstzweifel des Gegners derweil nutzen und legt den Finger in die Wunde: "Schalke ist angeschlagen und wir sind auswärts ein unangenehmer Gegner", sagt Trainer Holger Stanislawski: "Wir fahren nicht bloß da runter, weil wir eine gute Figur abgeben wollen, sondern um uns die Punkte zu holen." Immerhin konnten die Kiezkicker in dieser Saison bereits drei Auswärtssiege einfahren.
Ausgerechnet auf den Ex-Schalker Gerald Asamoah muss Stanislawski beim Gastspiel in Gelsenkirchen allerdings verzichten. Der 32 Jahre alte ehemalige Nationalstürmer sah am Samstag gegen Eintracht Frankfurt (1:3) die Gelb-Rote Karte und ist gegen seinen Ex-Klub gesperrt. Zudem fehlt Mittelfeldspieler Charles Takyi wegen einer Knöchelprellung.