Leverkusen. .

Rudi Völler rührt in seinem Kaffee und lächelt: „Meine Schwäche. Ich trinke zu viel davon“, sagt der Sportdirektor von Bayer Leverkusen. Ganz so, als ob die Lage in der Bundesliga vor dem Gastspiel beim FC Schalke 04 nicht aufregend genug sei.

Herr Völler, Ihr Team hat zuletzt 0:1 gegen Mainz verloren. Können die tatsächlich Meister werden?

Rudi Völler: Langsam muss man das so sehen. Vor drei, vier Wochen habe ich gedacht, wenn es super läuft, schaffen die es in die Europa League. Inzwischen muss ich sagen: Puh. Wenn Mainz auch gegen Dortmund gewinnt, holt die so leicht keiner ganz oben weg.

Wenn Mainz die große Überraschung an der Spitze ist, dann ist es Schalke im Keller. Was läuft da falsch?

Völler: Ich hoffe erstmal, dass es bei Schalke auch gegen uns nicht läuft. Felix Magath hat ja einiges umstrukturiert. Die Mannschaft muss sich finden. Im Vorjahr war sie mit Platz zwei zu gut für das Spielermaterial. Jetzt kommt Schalke zu schlecht weg.

Sie haben mit Stefan Kießling und Patrick Helmes zwei deutsche Stürmer im Kader. Die aber in der Nationalelf nicht die Lobby zu haben scheinen, die Sie gerne sehen würden, oder?

Völler: Für mich ist das Thema schwierig, eben weil ich vier Jahre lang Bundestrainer war. Ich weiß doch, dass man es nicht allen Spielern und Vereinen recht machen kann. Das hat aber mit nichts mit fehlender Lobby zu tun. Kein Bundestrainer der Welt sagt, ich lade von diesem und jenem Verein keinen Spieler ein. Jogi Löw hat seine Überzeugungen. Und er hat die Qual der Wahl im Angriff.

Tatsächlich? In der Torjägerliste findet sich unter den besten 15 Torschützen gerade mal ein Deutscher.

Völler: Reine Momentaufnahme. Kießling und Miroslav Klose sind verletzt. Lukas Podolski macht im Verein selten viele Tore, Mario Gomez hat bei Bayern München seine Probleme gehabt. Aber dass das alles klasse Stürmer sind, ist doch keine Frage. In der Masse hatten wir seit 20 Jahren nicht so viel gute Angreifer.

Der eine Deutsche unter den 15 besten Torschützen ist der Mainzer Andre Schürrle. Noch keine 20, aber Ihnen schon einen zweistelligen Millionen-Betrag wert...

Völler: Moment mal. Die Mischung aus Technik und Schnelligkeit ist im modernen Fußball das A und O, und die hat er, das ist sensationell. Wenn der Junge sich nicht verletzt, hat er eine tolle Karriere vor sich, dazu kommt ein Top-Charakter. Deshalb war für uns klar, dass wir ihn so früh wie möglich ansprechen. Wir wussten: Wenn wir warten, können wir ihn nicht mehr bezahlen. Jetzt war das noch machbar.

Das heißt...

Völler: Acht Millionen feste Ablöse. Fakt. Dann kommt noch etwas drauf. Schürrles Vertrag läuft über fünf Jahre, und je nachdem, wie erfolgreich wir mit ihm spielen, zahlen wir nach. Aber es wird nie mehr als zehn Millionen insgesamt sein. Und wenn wir in fünf Jahren auf diese Summe kommen? Fantastisch. Denn dann würden wir viermal in Folge in der Champions League gespielt haben.