Brüssel. Nun ist es offiziell: Zvonimir Soldo wird Nachfolger von Christoph Daum beim 1. FC Köln. Der Kroate erhält einen Zwei-Jahresvertrag. In seinem Heimatland gilt er nach wie vor als verlässlich, smart und gebildet. DerWesten stellt den "Anti-Daum" aus Zagreb vor. Ein Porträt.

Zvonimir Soldo gehört zur Goldenen Generation des kroatischen Fußballs, die für das Adria-Land 1998 den dritten Platz bei der Weltmeisterschaft in Frankreich erkämpfte. Als Spieler war er der bescheidene, vielseitige Typ, der sein Talent ganz in den Dienst der Mannschaft stellt. Seine Karriere ist zu kurz für ein gediegenes Urteil, aber durchaus viel versprechend.

Insgesamt brachte es Soldo auf 61 Einsätze im rot-weißen Würfel-Trikot der kroatischen Nationalmannschaft, darunter die Teilnahme an zwei Weltmeisterschaften. Und das zu einer Zeit, als die Konkurrenz im eigenen Land besonders hart war: Er stand mit internationalen Stars wie Boban, Suker, Prosinecki und Bilic auf dem Platz. Zu den geschlagenen Gegnern gehörten seinerzeit die Niederländer, die Italiener (dreimal!) und die Deutschen.

Mit Deutschland ist der heute 41-Jährige seit langem besonders verbunden: Zehn Jahre, bis zur Saison 2005/6, spielte er für den VfB Stuttgart. In über 200 Spielen trug er die Kapitänsbinde. Zurück in der Heimat, bei Dinamo Zagreb, betreute Soldo zunächst die Jugend, ab Januar 2008 dann die Profi-Mannschaft. Mit der schaffte er sofort das Double aus Meisterschaft und Pokal – und verkündete anschließend im Fernsehen überraschend seinen Rücktritt. Spekulativer Hintergrund: Verärgerung über Winkelzüge der Brüder Mamic, das schillernde Besitzer-Duo von Dinamo.

Auf ein klärendes Interview warten die kroatischen Medien bis heute. Dem Respekt für Soldo hat das keinen Abbruch getan. Er gilt nach wie vor als verlässlich, smart und gebildet (Jura-Studium). Nach dem Abschied von Zagreb machte er in Köln seinen Trainerschein. Dort kann man sich nun auf einen Kenner der Bundesliga und besonnenen Fachmann freuen (sieben Spieler der derzeitigen Dinamo-Topelf wurden als Jugendliche von Soldo trainiert). Für die Medien wird es allerdings herber: Auf Sprüche à la Christoph Daum werden sie am Rhein verzichten müssen.