Berlin.

Vor der für Mittwoch geplanten Anhörung im FIFA-Korruptionsskandal hat in Vize-Präsident Reynald Temarii aus Tahiti einer der beschuldigten Funktionäre seine Unschuld beteuert.

Am Tag vor der Anhörung im Korruptionsskandal hat einer der verdächtigten FIFA-Funktionäre seine Unschuld beteuert. „Ich bin unschuldig. Ich werde beweisen, dass ich ein ehrlicher Mann bin. Ich denke nun nicht an Rücktritt“, sagte Vize-Präsident Reynald Temarii der Internetplattform insideworldfootball.com. Am Mittwoch muss sich der Tahitianer gemeinsam mit dem Nigerianer Amos Adamu vor der Ethik-Kommission des Weltverbandes verantworten. Dort soll geklärt werden, ob die Mitglieder der FIFA-Exekutive ihre Stimmen für die Vergabe der WM 2018 und 2022 verkaufen wollten.

Der Anhörung sieht Temarii, Präsident des Ozeanischen Verbandes, recht gelassen entgegen. „Ich bin nicht schockiert wegen der Anschuldigungen. Ich weiß, was ich getan habe, und ich weiß, was ich jetzt zu tun habe“, sagte der 43-Jährige. „Ich bin zu einhundert Prozent von meiner Integrität überzeugt. Die Ethik-Kommission wird mir sagen, ob ich Recht habe oder nicht.“

Am Mittwoch drohen erste Konsequenzen

Alle, die ihm Bestechlichkeit vorwerfen, hätten „nur 15 Sekunden“ des belastenden Videomaterials gesehen. „Sie sollten die kompletten 45 Minuten sehen. Dann werden sie verstehen. Ich bin schockiert“, sagte Temarii. Ein Team von Undercover-Reportern der britischen Zeitung Sunday Times hatte den Skandal ins Rollen begracht.

Am Mittwoch müssen die Funktionäre nun mit Konsequenzen rechnen. Die Ethik-Kommission wird Temarii und Adamu erstmals verhören. Auch den Verbänden, die angeblich in die Bestechungsaffäre verwickelt sind, drohen Sanktionen.

Claudio Sulser, Vorsitzender der Ethik-Kommission, soll nach Angaben der FIFA hart durchgreifen und könnte provisorische Strafen aussprechen. Die FIFA bestätigte ebenso, dass Absprachen im Rahmen des Bewerbungsverfahrens zwischen Verbänden ein klarer Verstoß gegen die Bewerbungskriterien seien.

Blatter verpasst Funktionären Maulkorb

Einer der Verdächtigten soll im Gespräch mit den Undercover-Journalisten erzählt haben, er sei schon von zwei (weiteren) Bewerbungskomitees angesprochen worden. Ob dies der Wahrheit entsprach oder nur eine Aussage war, die den Preis in die Höhe treiben sollte, ist unklar. Die Anhörung soll Klärung bringen.

Joseph S. Blatter, Schweizer Präsident des Weltverbandes, hatte den Mitgliedern der 24-köpfigen FIFA-Exekutive als erste Reaktion bis zur Klärung der Vorwürfe in einem persönlichen Brief ein Redeverbot erteilt. Die Endrunden 2018 und 2022 werden am 2. Dezember in Zürich vergeben.

Im Exekutivkomitee der FIFA sitzen 24 Mitglieder, deren Durchschnittsalter bei 63 Jahren liegt. Neben Präsident Joseph S. Blatter gehören dem Gremium acht Vize-Präsidenten und 15 weitere hochrangige Funktionäre an.

Temarii einer von acht Vize-Präsidenten

Der beschuldigte Temarii aus Tahiti ist wie auch UEFA-Boss Michel Platini einer der acht Vize-Präsidenten. Der 43-Jährige war früher Fußball-Profi und verdiente sein Geld unter anderem beim FC Nantes in Frankreich. Der 75-Jährige Adamu aus Nigeria ist einfaches Mitglied der Exekutive. Der frühere Lehrer und begeisterte Volleyball-Spieler ist Präsident des Westafrikanischen Fußball-Verbandes.

Die Ethik-Kommission der FIFA zählt 15 Mitglieder. Vorsitzender ist der Schweizer Claudio Sulser. Deutschland wird vom Juristen Günther Hirsch aus Neuburg an der Donau vertreten. (sid)