Bayern-Dusel? Bei diesem Wort lief das Gesicht von Präsident Uli Hoeneß rot an. Von Glück wollten weder Vorstand, Trainer noch Mannschaft beim deutschen Meister Bayern München nach dem 2:1 (0:1)-Last-Minute-Sieg bei 1899 Hoffenheim etwas wissen. Der Blick ging nach dem Befreiungsschlag in der Fußball-Bundesliga ohnehin nach vorn. Am Samstag soll die Aufholjagd gegen Spitzenreiter FSV Mainz 05 fortgesetzt werden, bis Weihnachten die Verlängerung des Vertrages von Trainer Louis van Gaal perfekt sein. Getrübt wurde die Stimmung allerdings durch die Verletzung von Franck Ribery.
"Wir haben das Glück erzwungen. Das war ein großer Schritt. Der Druck war enorm. Ich bin sehr zufrieden, die Spieler sind sehr erleichtert", sagte van Gaal, warnte im gleichen Atemzug aber vor Überraschungs-Tabellenführer Mainz: "Wir müssen nachlegen und höllisch aufpassen, dass wir von Mainz keine Konter um die Ohren gehauen bekommen."
Van-Gaal-Poker kurz vor dem Abschluss
Die Zeichen, dass van Gaal seinen Vertrag in München bis 2012 verlängert, stehen gut - auch wenn der Niederländer noch keinen Vollzug vermelden wollte. "Es ist noch keine Entscheidung gefallen. Die wird es wohl bis Weihnachten geben. Aber vielleicht habe ich auch noch Bedingungen, die der Vorstand nicht akzeptieren will", erklärte van Gaal, der sich möglicherweise eine Option als Bondscoach der Niederlande für die WM 2014 offen halten möchte.
Einigkeit herrschte über den Auftritt des Münchner Starensembles in der Rhein-Neckar-Arena von Sinsheim. "Wenn jemand behauptet, Bayern hätte Glück gehabt, dann hat er das falsche Spiel gesehen", sagte Hoeneß. Sportdirektor Christian Nerlinger sprach von einer "beeindruckenden Leistung", einem "großen Ausrufezeichen" und sieht den Erfolg als Wendepunkt zum Guten: "Jetzt haben wir den Zeitpunkt erreicht, wo wir nicht mehr zurückzublicken brauchen auf die WM oder die Vorbereitung. Jetzt geht der Blick nach vorne."
Ribery droht wochenlange Pause
Sorgen bereitet allerdings die Verletzung von Ribery. Der Franzose war vor dem 1:1 durch WM-Torschützenkönig Thomas Müller (63.) umgeknickt und wird möglicherweise wochenlang ausfallen. Damit müssen die Bayern in der nächsten Zeit neben dem Langzeitverletzten Arjen Robben wahrscheinlich auch auf ihren zweiten Star verzichten.
Dass die Münchner Rückschläge verkraften, bewiesen sie in Hoffenheim einmal mehr eindrucksvoll. Die nach drei torlosen Spielen als "Nullpen" verhöhnten Bayern ließen sich auch vom schnellsten Gegentreffer der Saison durch "Turbo" Vedad Ibisevic nach 36 Sekunden nicht schocken. "Ich habe meinen Spielern in der Halbzeit gesagt, dass sie es immer weiter probieren sollen", erklärte van Gaal in Oliver-Kahn-Manier.
Es war Daniel van Buyten, der wie Bastian Schweinsteiger zum Auftakt gegen den VfL Wolfsburg in der Nachspielzeit für den 2:1-Sieg sorgte. "Dieses Tor widme ich meinem Vater und meiner Tochter", sagte der belgische Abwehrhüne.
Bei Hoffenheim wollte sich Trainer Ralf Rangnick nicht lange mit der ersten Niederlage seit dem 0:2 am 10. April beim 1. FC Köln beschäftigen. "Das späte Gegentor und die Niederlage sind kein Beinbruch, wenn wir es schaffen, uns nicht mehr mit der Vergangenheit, sondern mit der Zukunft zu beschäftigen", sagte Rangnick: "Wir wollen schon am Freitag in Köln eine neue Serie starten."