Gelsenkirchen. Schalkes Ex-Trainer Mirko Slomka war beim Stühlerücken in der Fußball-Bundesliga bei vielen Vereinen im Gespräch, am Ende ist Slomka aber leer ausgegangen. Seit nun 14 Monaten hat der 41-Jährige keinen Verein mehr betreut.

Mirko Slomka will nicht klagen. Es geht ihm gut, sagt der ehemalige Trainer des FC Schalke 04. So gut jedenfalls, wie es einem Trainer gehen kann, der seit 14 Monaten keinen Verein mehr betreut. Aber das ist nicht seine einzige Sorge. Es ist ja nicht so, als hätte es an Angeboten gefehlt, im Gegenteil. Acht Bundesligisten haben in den letzten Wochen neue Trainer verpflichtet, bei sieben ist irgendwann Slomkas Name gefallen. Deshalb hat der ehemalige Schalker jetzt ein Problem: In der öffentlichen Wahrnehmung gilt er als der Verlierer des Trainerkarussells, als der, den letztlich keiner wollte. „Dabei habe ich mit den meisten Vereinen gar nicht gesprochen”, sagt Slomka.

Intensive Gespräche mit dem HSV

Genau genommen waren es drei Klubs, mit denen Slomka verhandelt hat: Wolfsburg, Hamburg und Köln. Nicht Gladbach, nicht Leverkusen, nicht Frankfurt und nicht Bayern und natürlich erst recht nicht Schalke.

Die intensivsten Gespräche, sagt Slomka, habe er mit dem HSV gehabt. „Offen und fair, immer unter der ganz klaren Prämisse, dass Hamburg ganz klar Bruno Labbadia wollte. Es war von Anfang an klar, dass ich nur zum Zug kommen würde, wenn etwas mit Labbadia nicht klappt.” In Köln dagegen sei beiden Seiten relativ schnell klar geworden, dass es nicht richtig passe – „zumindest im Moment nicht.”

Bleibt Wolfsburg, wo Mirko Slomka zusehen musste, wie Armin Veh den Zuschlag bekam. Er hat Veh angerufen, ihm gratuliert, weil sich das so gehört und weil er den Kollegen Veh schätzt und mag. Trotzdem nagt es: „Wolfsburg hätte gepasst”, sagt Slomka, „aber ich bin Sportsmann und habe gelernt, mit Niederlagen umzugehen.”

Womit er nicht klar kommt: dass in der Öffentlichkeit der Eindruck entstanden ist, er habe überall den Kürzeren gezogen, in Gladbach, in Frankfurt und in Leverkusen. Dass geschrieben wurde, er sei selbst bei Zweitligist Bielefeld mit einer Bewerbung gescheitert, weil er überzogene Gehaltsvorstellungen habe. Daran hat Slomka spürbar zu kauen, weil er mit keinem der Vereine ernsthaft verhandelt habe. Mit Bielefeld habe es nie mehr als einen kurzen Kontakt gegeben. Eine Gehaltsforderung von einer Million? Totaler Unsinn, sagt Slomka.

„Es geht um Ideen”

Und doch bleibt am Ende stehen: Es ist nicht gut gelaufen für Mirko Slomka. Die Wechsel-Flut ist verebbt und zurück geblieben ist der Mann, der mit Schalke 04 vor drei Jahren am letzten Spieltag den Titel verpasst hat, der es, mit Glück zwar, aber immerhin, bis ins Viertelfinale der Champions League gebracht hat. Und dann gehen musste, weil die Chemie zwischen ihm und Teilen der Schalker Spitze nicht mehr stimmte und weil man ihm nicht mehr zutraute, die Mannschaft zu entwickeln.

Dabei möchte sich Slomka gerade das auf die Fahnen schreiben. Nachwuchsentwicklung sei sein Steckenpferd und deshalb müsse sein neuer Verein ein Ziel haben, eine Vision. „Es geht um Ideen”, sagt Slomka, um ein gemeinsames Ziel. Am nächsten ist er sich offenbar mit Wolfsburg gekommen, deshalb tat die Absage weh. Dass der VfL in der kommenden Saison in der Champions League spielt, macht die Sache besonders bitter.

„Wenn man als Trainer auf dieser Ebene gearbeitet hat, möchte man natürlich irgendwann wieder dahin kommen”, sagt Slomka. Aber das ist wohl auch so eine Sache: Es werde immer geschrieben, dass er nur einen Verein mit Spitzenperspektive übernehmen wolle. Die Wahrheit, sagt Mirko Slomka, sei doch, dass er auch einen Zweitligisten trainiere – wenn man die gleichen Ideen und Ziele habe.

Acht von achtzehn Bundesliga-Trainern sind gerade erst getauscht worden, das macht in den nächsten Monaten einiges schwieriger für Trainer, die warten. „Man muss”, sagt Mirko Slomka, „prüfen, sich stärker für Angebote aus dem Ausland zu öffnen.” Er muss, so distanziert wie er das formuliert, jemand anderen meinen.