Stuttgart. .

In seinem Buch beschreibt Fußball-Torwart Jens Lehmann, wie der Tod seines Kollegen Robert Enke für ihn ein ganz neues Licht auf den Fußball warf: „Hatte das etwas mit mir zu tun?“

Der Selbstmord seines Kollegen Robert Enke hat dem früheren Fußball-Nationaltorwart Jens Lehmann eine neue Sichtweise auf seinen Beruf gegeben. „Erst in meiner allerletzten Bundesligasaison hat mich ein tragisches Ereignis dazu gebracht, meinen Beruf, je den ganzen Fußball noch mal in einem neuen Licht zu sehen“, schreibt der 40-Jährige in seinem Buch „Der Wahnsinn liegt auf dem Platz.“

Lehmann weiter: „Es geschah an meinem 40. Geburtstag, dem 10. November 2009: Robert Enke nimmt sich das Leben. ... Warum bringt sich so jemand um? Und dann noch an meinem 40. Geburtstag - hatte das Ganze am Ende etwas mit mir zu tun?“ Doch dann habe er auf einer „bewegenden Pressekonferenz“ von Enkes Witwe Teresa erfahren, „wie lange Robert schon an schweren Depressionen gelitten habe“. Er habe „nie bemerkt, dass er krank sein könnte.“

„Vielleicht doch keine gesunde Distanz“

Am meisten beschäftigt habe ihn ein „beiläufiger Satz“ von Teresa Enke: Der Fußball sei Roberts Ein und Alles gewesen. „Also stimmte mein Eindruck von der gesunden Distanz, die er zu seinem Beruf hatte, vielleicht doch nicht“, schreibt Lehmann, „plötzlich erscheinen einige Dinge, die wir gemeinsam erlebt hatten, in einem anderen Licht.“

Lehmann berichtet, Enke habe sich anscheinend darüber geärgert, dass Tim Wiese in den Werder-Bremen-Verantwortlichen Klaus Allofs und Thomas Schaaf eine starke Lobby hatte, „während sich für ihn, den unscheinbaren Hannoveraner, niemand in die Bresche warf.“

Nach Enkes Verletzungspech sei dieser am Ende in der Nationalmannschaft etwas ins Abseits geraten. „Selbst zu den beiden folgenden relativ unwichtigen Länderspielen wurde er nun nicht mehr eingeladen. Natürlich ist Jogi Löw mit seiner Entscheidung nicht schuld an Roberts Krankheit oder gar an seinem tragischen letzten Schritt. Aber sah Robert das auch so?“... (sid)