Berlin. .
Sie verstecken sich, bleiben im Verborgenen, stehen im Abseits, um in ihrer Sprache zu bleiben. Schwule Fußballer sind ein großes Tabu in einer von männlichen Idealen geprägten Sportwelt. Das Problem hat man in Berlin längst erkannt.
Doch viele Politiker kritisieren zwar die Diskriminierung, verweisen aber auf die Eigenverantwortung von Vereinen, Verbänden, Sportlern und Fans. Sie hoffen auf die Selbstheilungskraft des Fußballs.
Dabei war der Sport in der Vergangenheit oft überfordert: „Der Fußball hat dieses Thema lange vernachlässigt und tabuisiert. Da hat er echten Nachholbedarf“, sagt Winfried Hermann, sportpolitischer Sprecher der Grünen und Mitglied im Sportausschuss. In diesem wichtigen Gremium ist das Problem bislang weder offiziell zur Sprache gekommen, noch sei eine Diskussion darüber geplant, sagt der CSU-Abgeordnete Stephan Mayer: „Die Autonomie des Sports steht im Vordergrund.“
Vertreter der Parteien sind sich einig: Der Deutsche Fußballbund ist auf dem richtigen Weg. „Der DFB hat den Anfang gemacht, geht nicht verkrampft mit dem Thema um“, sagt Klaus Riegert (CDU), der als Obmann im Sportausschuss sitzt. Auch Ansgar Dittmar, Bundesvorsitzender der Lesben und Schwulen in der SPD, begrüßt die Initiativen von DFB-Präsident Theo Zwanziger im Kampf gegen die Homophobie auf dem Fußballplatz. „Das hilft auch bei einem zu erwartenden Outing eines Fußballers.“
Doch dafür müsste sich noch einiges ändern: Der Grünen-Fraktionsmanager Volker Beck sieht in der Bundesliga eine „Tabuzone“ für Homosexuelle und fragt: „Warum kennen wir nicht einen schwulen Fußballspieler?“ Es gebe welche. Aber wenn man sich die Gesänge auf den Plätzen anhöre, „muss man sich nicht wundern, wenn sich keiner outet. Es wäre ein Spießrutenlauf.“ Becks Parteikollege Winfried Hermann hat beobachtet: „In den Stadien sind die rassistischen und sexistischen Beschimpfungen immer noch: Neger und schwule Sau.“ Daher fordert Hermann eine „offene Kultur ohne Tabus in Vereinen und Verbänden.“
Unbefangener Umgang sei nur schwer möglich
Das ist noch nicht überall angekommen: Laut Volker Beck gibt es Vereine, die den Aufruf „Gegen Diskriminierung im Fußball“ noch nicht unterschrieben haben. Nach Angaben der Vereinigung für homosexuelle Fanclubs „Queer Football“ fehlen unter anderem noch die Erstligisten aus Hoffenheim, Freiburg und Frankfurt.
In der aktuellen Atmosphäre sei ein unbefangener Umgang mit Homosexualität für die Fußballer nur schwer möglich, meint auch der Dortmunder Michael Kauch, Ansprechpartner der Schwulen und Lesben in der FDP-Bundestagsfraktion: „Es liegt an jedem Einzelnen, ob er das Wagnis eingehen und den gegnerischen Fans eine Vorlage für Hetzkampagnen liefern will.“
In der Berliner Politik hofft man noch auf eine innere Heilung des Fußballs: „Am besten wäre es, es fänden sich zehn bekannte Spieler, die sich in einem großen Sportmagazin gemeinsam outen und sagen: Wir sind schwul – und das ist auch gut so“, sagt der Grünen-Abgeordnete Winfried Hermann: „Das würde viele andere sicher ermutigen.“