Johannesburg. .
Vier Minuten vor dem Ende der Verlängerung entschied Andres Iniesta das WM-Finale. Spanien besiegte die Niederlande mit 1:0 und ist Fußball-Weltmeister 2010.
Als Spaniens Kapitän Iker Casillas am Ende eines langen Fußball-Abends den goldenen Pokal in die Höhe hielt, da ging für ihn „ein Kindheitstraum in Erfüllung“. Spanien ist zum ersten Mal in seiner Geschichte Fußball-Weltmeister, und der Torwart von Real Madrid weinte Tränen der Freude: Er durfte als Kapitän den Pokal in Empfang nehmen. Johannesburg erlebte eine spanische Nacht, für die Andres Iniesta in der 116. Minute mit seinem Siegtor gesorgt hatte. Der Mittelfeldspieler des FC Barcelona traf nach einem Zuspiel von Fabregas in der Verlängerung zum verdienten 1:0-Erfolg im WM-Endspiel gegen Holland.
„Es war ein phantastisches Spiel, wir hätten das eine oder andere Tor mehr machen können und hatten den Sieg verdient“, meinte Spaniens Trainer Vicente del Bosque überglücklich. Die WM in Südafrika hat damit einen würdigen Sieger gefunden. Spanien gilt seit Jahren als bestes Team der Welt, nun hat sich der amtierende Europameister mit dem WM-Titel selbst gekrönt. Die Spanier, die von den letzten 33 Spielen 31 (!) gewannen, stoppten damit auch die Erfolgsserie der Holländer, die zuvor in 25 Partien ungeschlagen geblieben waren.
Spielerisch war es freilich ein schwaches Endspiel, auch wenn die Spanier zunächst sogar gut in die Partie hineingekommen waren. Sie waren spielstärker und verbuchten durch Sergio Ramos in der fünften Minute auch die erste Torchance, doch Hollands Torwart Maarten Stekelenburg konnte den Kopfball des Verteidigers parieren. Doch nur in diesen Anfangsminuten konnten die Spanier ihr Kombinationsspiel aufziehen, dann stellten die Holländer andere Mittel dagegen, als im Halbfinale die junge deutsche Mannschaft.
Sie hatten zuvor angekündigt, dass sie den Gegner nicht so verhalten und mutlos bekämpfen würden, wie es das DFB-Team getan hatte. Aber dabei schossen sie bisweilen übers Ziel hinaus. Mark van Bommel holte Andres Iniesta rüde von den Beinen und sah dafür Gelb (22.), und sechs Minuten später traf Nigel de Jong mit gestrecktem Bein und voller Wucht die Brust von Xabi Alonso - Schiedsrichter Howard Webb (England) hatte offenbar nur einen unglücklichen Zusammenprall gesehen und beließ es ebenfalls bei einer Verwarnung. Insgesamt gab es in der ersten Halbzeit zwischen der 15. und 28. Minute fünf Gelbe Karten (drei für Holland). Und in dieser Phase verloren die Spanier ihren Spielrhythmus.
Der ehemalige Bondscoach Guus Hiddink hatte das Spiel der Holländer vor der Partie mit dem früherer deutscher Mannschaften verglichen. Tatsächlich ersetzte nüchterne Zweckmäßigkeit auch im Finale den schönen Fußball, aber vor dem Tor war Oranje zunächst sogar fast gefährlicher als der Gegner. Arjen Robben hatte schon in der Nachspielzeit der ersten Hälfte ein erstes Mal Iker Casillas auf die Probe gestellt. Nach 62 Minuten lief Robben nach einem Pass von Sneijder dann sogar völlig frei auf Casillas zu, doch der lenkte den Ball mit dem Bein zur Ecke. Und in der 83. Minute scheiterte Robben ein drittes Mal am Schlussmann von Real Madrid.
Es knisterte vor Spannung
Es knisterte im Soccer City - nicht vor Klasse, aber vor Spannung: Die Spanier wirkten genervt, weil die in der Defensive gut organisierten Holländer lange Zeit wenig zuließen. Und als sich in der Schlussphase die Chancen häuften, fehlte dem Europameister der Abschluss, um sein Spiel zu krönen. So, als Torjäger David Villa nach einem Heitinga-Fehler zum Schuss kam, aber der künftige Bayern-Verteidiger van der Wiel in höchster Not zur Ecke (72.) rettete. Wenig später köpfte Sergio Ramos nach einer Ecke freistehend über die Latte. Und in der Verlängerung scheiterte Fabregas an Stekelenburg (95.), während der Schuss des eingewechselten Navas zur Ecke abgelenkt wurde (101.).
Es war kein Endspiel, das in die Geschichte eingehen wird. Zu vieles war von Taktik und Härte bestimmt - Holland-Verteidiger Heitinga holte sich in der Verlängerung auch noch die Gelb-Rote Karte ab. Doch am Ende gab es einen würdigen Sieger.
Das Finale wurde eröffnet mit einer großartigen Feier zum Abschluss dieser WM. Für die stimmungsvollen Momente sorgte die Sängerin Shakira mit ihrem WM-Song `Waka Waka“, - für den emotionalen Höhepunkt Nelson Mandela. Der frühere südafrikanische Präsident wurde ganz zum Schluss der Feier in einem Golfwagen durchs Stadion gefahren. Seine Teilnahme an der Eröffnungsfeier der WM musste der 91 Jahre alte Mandela noch absagen, weil in der Nacht zuvor seine Ur-Enkelin Zenani (13) bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Nun hatte Mandela, der sich so sehr für diese erste WM in Südafrika eingesetzt hatte, doch noch einen Augenblick davon im Stadion erlebt.