Durban. .
Fußball "made in Germany" war fast zwei Jahrzehnte im Ausland kein Markenzeichen mehr. Doch seit den Auftritten der Nationalmannschaft bei der WM in Südafrika gilt der deutsche Fußball wieder als echtes Qualitätsprodukt.
Die jungen Wilden um Mesut Özil oder Sami Khedira, aber auch die etwas erfahreneren Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm haben bei den europäischen Spitzenvereinen Begehrlichkeiten geweckt. Derzeit vergeht kaum ein Tag, an dem nicht das angebliche Interesse eines Topklubs an einem deutschen Nationalspieler kolportiert wird.
"Durch die Leistungen der Spieler hat sich die Sichtweise im Ausland geändert. Gerade an unseren jungen Spielern ist großes Interesse der Topklubs entstanden. Das war in den letzten Jahren nicht so der Fall", sagte Bundestrainer Joachim Löw vor dem WM-Halbfinale am Mittwochabend in Durban gegen Spanien.
„Ein gutes Zeichen für die Liga“
Auch Oliver Bierhoff, einst selbst in Italien bester Torschütze der Serie A, hat festgestellt, "dass viele Vereine in unsere jungen Spieler investieren wollen. Das tut gut nach einem Loch seit den 90er Jahren. Das ist ein gutes Zeichen für die Liga und zeigt auch, dass in den Leistungszentren vieles richtig gemacht wurde." Löw betonte ebenfalls, "dass im Nachwuchsbereich sehr gut gearbeitet wird. Es wird viel mehr Wert auf Technik und spielerische Intelligenz gelegt."
Gerade diese spielerische Klasse gepaart mit altbekannten deutschen Tugenden wie Kampfkraft, Laufbereitschaft und Ehrgeiz lockt die Großklubs an. Am Stuttgarter Khedira hat der FC Chelsea Interesse angemeldet, Mesut Özil steht nach spanischen Medienberichten ebenso wie erneut WM-Kapitän Lahm auf der Einkaufsliste des FC Barcelona.
Der in Südafrika überragende Schweinsteiger wurde zuletzt schon mit Real Madrid, Chelsea, dem AC Mailand und Manchester United in Verbindung gebracht. Senkrechtstarter Thomas Müller vom FC Bayern wird aus Spanien und England intensiv beobachtet. Und selbst dem bei der WM wenig überzeugenden Per Mertesacker (FC Arsenal) und Ersatzspieler Serdar Tasci (Juventus Turin) sollen lukrative Angebote aus dem Ausland vorliegen.
Ausnahmen: Lehmann und Ballack
In den vergangenen Jahren hatten nur Michael Ballack (Chelsea) und Jens Lehmann (Arsenal) bei europäischen Spitzenklubs Fuß fassen können. Christoph Metzelder war dagegen bei Real Madrid ebenso gescheitert wie zuletzt Thomas Hitzlsperger bei Lazio Rom. Derzeit sind alle 23 Spieler aus dem deutschen WM-Kader noch bei Bundesliga-Klubs unter Vertrag.
Löw würde es deshalb begrüßen, wenn der eine oder andere Nationalspieler im Ausland sein Geld verdienen würde. "Das wäre gut für die Entwicklung und würde den Horizont erweitern. Es ist ein Vorteil, wenn Spieler bei ausländischen Spitzenklubs unter Vertrag sind."
Der Bundestrainer erinnerte in diesem Zusammenhang auch an das Weltmeisterteam von 1990, das mit den Italien-Legionären Jürgen Klinsmann, Rudi Völler, Thomas Berthold, Andreas Brehme und Lothar Matthäus den bisher letzten deutschen WM-Titel holte. Thomas Häßler, Jürgen Kohler und Stefan Reuter waren in den Jahren danach in die Serie A gewechselt. Auch die Europameister von 1996 Matthias Sammer, Andreas Möller, Christian Ziege und Bierhoff waren in den 90ern in Italien aktiv. Markus Babbel und Ziege spielten zudem in der Premier League.
Doch seitdem hat das Interesse ausländischer Vereine an deutschen Spielern stark nachgelassen. Geht es nach Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß könnte das auch so bleiben. Er sieht vor allem für seine Bayern-Profis wie Schweinsteiger, Lahm oder Müller keinen Sinn darin, ins Ausland zu wechseln: "Wenn ich beim FC Bayern bin, spiele ich bei einem der größten Klubs. Da geht dann nur noch die Leier: "Ich will in eine andere Kultur und eine andere Sprachen lernen", aber das können sie auch hier im Goethe-Institut." SID