Bloemfontein. .

Englands Stürmer Wayne Rooney ist vor dem Achtelfinale besonders motiviert. Über die Deutschen sagt er: „Es würde mir Spaß machen, sie zu schlagen.“ Auch die englische Presse wetzt schon die Messer.

Nun also Bloemfontein. So viele Billigflüge und Buskonvois kann es in Südafrika gar nicht geben, als dass zum Wochenende der Ansturm auf die südlichen Ausläufer des Highveld-Plateaus in 1400 Meter Höhe zu bewältigen wäre. Doch die englischen Anhängerschaft, die bislang in geschätzter Mannstärke von 20 000 bis 25 000 die Spielorte Rustenburg, Kapstadt und Port Elizabeth einnahm, ist dafür bekannt, logistische Herausforderung mit einer spielerischen Leichtigkeit zu meistern, die den „Three Lions“ bei dieser WM irgendwie noch abgeht.

Dass die bisweilen schwierige Liaison zwischen Fußballern und Fans wieder mit inniger Liebe gefüllt wird, dafür bestehen nun allerbeste Voraussetzungen; nichts eint das Mutterland des Fußballs ja so sehr wie der ewige Klassiker gegen Deutschland, der am Sonntag die Stadtgemeinde Mangaung in Atem halten wird.

Showdown in der „Stadt der Rosen“

Ein elektrisierender Showdown. „Macht Euch bereit für die deutsche Kriegsmaschine - der alte Feind hat das Achtelfinale gegen England gebucht“, hetzte bereits das Boulevardblatt „The Sun“. Selbst die seriöse „Times“ stellte schon mal vorsorglich fest, „England wird der teutonischen Aufgabe gewachsen sein.“

Was den Deutschen in der „Stadt der Rosen“ blüht, darauf gab es in der Nacht auf Donnerstag schon einen Vorgeschmack. Klar, die englischen Stars waren nach dem 1:0 gegen Slowenien schnell zum Charter gehetzt, um ins heimelige Quartier nach Rustenburg zu gelangen und nicht noch eine Nacht im schmucklosen Betonbunker am Summerstrand von Port Elizabeth verbringen zu müssen.

„Ten German Bombers“

Dort, in den umliegenden Pubs und Kneipen, goutierte ein Großteil der Fangemeinde mit Genugtuung, wie schwer sich Deutschland gegen Ghana mühte. „Bring us the germans”, grölten die einen, während die anderen unweigerlich das „Ten German Bombers“ anstimmten. Die Lobpreisung auf die Royal Air Force, die zur Melodie von „Von den blauen Bergen kommen wir“ gesungen wird, gehört zu den Klassikern der englischen Fußball-Lyrik und scheint als Einstimmung wohl unvermeidlich.

Der Schwede Sven-Göran Eriksson hat den Singsang zur WM 2006 mal verbieten wollen, der Italiener Fabio Capello hatte bei der WM 2010 bislang ganz andere Sorgen.

Nun genügte die erste wirklich überzeugende Darbietung, um den Absolutisten zufrieden zu stellen. „Jetzt stimmt es im Kopf“, jubilierte Capello und lobte die Leidenschaft eines Ensemble, das die gescheiterte Revolution um Mister Löwenherz John Terry wohl gebraucht hat. Und wenn aus Reibung neue Kräfte entstehen, ist es wohl ganz hilfreich, dass Don Fabio gleich die nächste Baustelle aufgemacht hat: mit der Auswechslung des ungemein glücklosen Wayne Rooney.

Team und Trainer scheinen versöhnt

Die Verfassung des 24-Jährigen, der nach dem Slowenien-Spiel grimmigen Blickes flüchtete, stellt ein Rätsel dar. „Er hat Schmerzen am Knöchel und ein paar Probleme, aber Sonntag wird es wieder gehen“, glaubt Capello, „er bleibt ein wichtiger Spieler.“ Einer, der nicht nur wegen des Champions-League-Ausscheidens mit Manchester United, sondern auch aufgrund einer gar nicht netten Kolumne von Michael Ballack mit den Deutschen eine Rechnung offen hat. „Es würde mir Spaß machen, sie zu schlagen.“

Es gibt wohl keinen in seinem Team, dem es nicht so geht. Gerade noch rechtzeitig hat dieser hochkarätige Kader zusammengefunden, scheint das 4-4-2 von Capello akzeptiert, „wir haben am Abend vorher ein Bier an der Bar getrunken“, scherzte der 64-Jährige. Was wohl weiterhalf: Plötzlich behinderten sich im Mittelfeld Frank Lampard und Steven Gerrard nicht mehr, erwies sich im Sturm die Nominierung von Torschütze Jermain Defoe als ein kluger Kompromiss zwischen dem formschwachen Emile Heskey und dem beliebten Joe Cole.

Das Ticket-Problem

„Jetzt geht für uns die WM erst richtig los. Wir werden die Deutschen schlagen“, tönte Lampard, der vorsichtshalber noch mal das Vorhaben erneuerte, nicht nur zwei Wochen, sondern einen Monat am Kap zu verweilen. Bis zum Finale.

Das größte englische Problem scheint derzeit dieses: Wie die Ticket-Nachfrage befriedigen? All jene, die keine Karte fürs Free-State-Stadion haben, sollen laut Fifa-Angaben bitte in die Rocklands ausweichen. Liegt dummerweise fast 15 Kilometer von Bloemfontein entfernt, bietet dafür aber eine atemberaubende Kulisse. Dort kann der englische Fan ja hinschauen, wenn es zum Elfmeterschießen kommt.