Für viele Experten ist Bayern München der Topfavorit auf den Meistertitel. Bundestrainer Joachim Löw erwartet dennoch "wie zuletzt wieder eine spannende Saison".

Für Franz Beckenbauer hat Bayern München derzeit "die beste Mannschaft aller Zeiten", für Ottmar Hitzfeld ist der deutsche Rekordmeister der alleinige Favorit auf den Titel - nur Bundestrainer Joachim Löw will sich der Euphorie um die Bayern nicht ganz anschließen.

"Sehe keinen Alleingang der Bayern"

"Der FC Bayern ist bei den Fans oder in Umfragen wie immer der Topfavorit. Ich verspreche mir trotzdem wie zuletzt wieder eine spannende Saison. Es gibt einige Mannschaften, die schon in den vergangenen Jahren an Qualität und Konstanz zugelegt haben. Ich sehe keinen Alleingang der Bayern", sagte Löw in einem Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) und fügte an: "Vielleicht wird wieder eine Mannschaft wie Stuttgart oder Wolfsburg Meister, die keiner auf der Rechnung hat."

Dagegen sieht Bayern-Präsident Beckenbauer sein eigenes Team offenbar in einer anderen Liga. "Wir haben vor der Runde in die Kasse gegriffen wie noch nie. In meinen Augen haben wir jetzt die beste Mannschaft aller Zeiten", sagte er der Heidelberger Rhein-Neckar-Zeitung und erhöhte damit auch den Druck auf den neuen Trainer Louis van Gaal.

Entsprechend optimistisch formulierte Beckenbauer auch die Ziele, nachdem die vergangene Saison ein "Verlustjahr" gewesen sei: "Wir wollen deutscher Meister werden und wir wollen in der Champions League ins Viertel- oder besser noch ins Halbfinale kommen. Dann haben wir sogar eine Chance, Champions-League-Sieger zu werden. Kein Gegner ist unschlagbar."

Ex-Bayern-Coach Hitzfeld sieht die Münchner vor dem Start in die 47. Bundesliga-Saison auch konkurrenzlos. "Man kann nur darüber diskutieren, wer Zweiter wird", sagte der Schweizer Nationalcoach in Wien.

Hitzfeld sieht Probleme mit Luca Toni

Allerdings rät der 60-Jährige den Münchnern, mit denen er 2001 die Champions League gewann und fünfmal deutscher Meister wurde, einen der derzeit fünf Stürmer zu verkaufen. Probleme könne es insbesondere mit Luca Toni geben, sollte dieser nicht spielen: "Er ist ein Weltmeister der Unzufriedenheit."

Indes forderte Löw Vereine und Fans auf, nicht gleich zu hohe Erwartungen in die vielen neu verpflichteten Spieler zu setzen: "Auch ein Diego hat in Bremen erst einmal eine gewisse Anlaufzeit benötigt." Die vielen Trainerwechsel in der Bundesliga bezeichnete der 49-Jährige als "einmalige Situation". Werten wollte er diese Fluktuation aber nicht: "Dies müssen die Vereine von Fall zu Fall entscheiden. Natürlich zahlt sich Konstanz in der Arbeit immer aus."

Ein Louis van Gaal etwa könne die Liga durchaus bereichern. Der Niederländer "kann neue Akzente setzen. Neue Einflüsse und Ideen tun der Liga immer gut", sagte Löw, betonte aber auch gleichzeitig: "Erst einmal vorneweg: Wir haben sehr viele sehr gute Trainer in Deutschland."