Berlin. Die deprimierende Lage bei Hertha BSC ist selbst für einen Trainer wie Friedhelm Funkel Neuland. Am Donnerstag spielen die Berliner beim SC Heerenveen in der Europa League.
Was bleibt dir als Trainer anderes übrig, als die üblichen Durchhalteparolen zu bemühen? Was kannst du sagen, wenn du keinen Fortschritt, keine Wende erkennst? Soll Friedhelm Funkel etwa aufgeben? Er ist doch gerade erst angetreten, um Hertha BSC wieder in die Spur zu bringen. Und darf sich jetzt schon desillusioniert fühlen.
Niederschmetternde Bilanz
Manchmal machen nur zwei, drei Spieler den Unterschied aus. Den Unterschied zwischen der Hertha, die sich in der vergangenen Saison für die Europa League qualifizierte, und der Hertha, die jetzt im Keller hockt und das Licht nicht findet. Die Stürmer Andrej Woronin und Marco Pantelic sind nicht mehr da, auch der Verlust von Abwehrorganisator Josip Simunic wiegt schwer. Die Bilanz ist niederschmetternd. Neun der ersten elf Saisonspiele verloren, vier mickrige Pünktchen auf der Habenseite, der schlechteste Start in 29 Bundesliga-Jahren: Berlin hängt auf dem letzten Tabellenplatz fest wie die Fliege im Spinnennetz.
Wo ist der Ausweg? Noch rätseln alle, dem neuen Trainer fällt momentan auch nicht viel mehr ein als dem entlassenen Lucien Favre. „Es hat sich noch nicht viel verbessert. Vier Punkte aus elf Spielen – ich habe ja schon viel erlebt in meiner Trainerlaufbahn, aber so etwas ist auch für mich Neuland”, sagt Friedhelm Funkel.
70 Minuten unorganisierte Harmlosigkeit
Beim 0:2 am vergangenen Freitag in Dortmund spielten die Berliner genau 20 Minuten lang Fußball. Der Rest war unorganisierte Harmlosigkeit gegen einen Gegner, der keinesfalls in Bestform auftrat und trotzdem verdient gewann.
Funkel hatte eine Begründung parat: „Unser Problem ist, dass wir nicht zwingend nach vorne spielen. Unsere Offensivaktionen sind viel zu leicht zu durchschauen.”
Das sei für ihn in den nächsten Tagen der Ansatz. „Das wird das Trainerteam in Angriff nehmen”, kündigte Funkel an und kramte Zweckoptimismus aus der Tiefe der Phrasenkiste hervor: „Wir nehmen die Herausforderung an, werden hart arbeiten und werden es in den nächsten Spielen besser machen.”
Erst nach Heerenveen, dann kommt Köln
Die kommen Schlag auf Schlag. Am Donnerstag gastieren die Berliner in den Niederlanden beim SC Heerenveen, gegen den sie bereits das Heimspiel in der Europa League mit 0:1 verloren hatten. Und am Sonntag kommt der ebenfalls schwer angeschlagene 1. FC Köln ins Olympiastadion – wenn sie dieses bedeutende Match auch noch verlieren, können sich die Herthaner auch gleich aus der Bundesliga abmelden.
„Ein Sieg in Heerenveen wäre sicher hilfreich für das Spiel gegen Köln”, meint Funkel. Bis zur Winterpause müsse noch „der eine oder andere Punkt” gesammelt werden, „um dann in der Rückrunde angreifen zu können”. Die Stimmung in der Mannschaft, glaubt der Trainer erkannt zu haben, sei nicht so schlecht, wie es der Tabellenplatz vermuten lässt. Allerdings ist bisher noch kein Fall bekannt geworden, dass allein für intakte Atmosphäre Punkte vergeben worden wären.