Nach zuletzt fünf Bundesliga-Pleiten in Folge muss Hertha BSC Berlin bei 1899 Hoffenheim unbedingt punkten. Im zweiten Sonntagsspiel stehen sich zwei "Pokal-Versager" gegenüber.
In der Bundesliga fünfmal in Folge verloren, in der Tabelle auf den letzten Platz abgestürzt, im DFB-Pokal in der zweiten Runde blamiert: Angesichts des rasanten Absturzes des Vorjahres-Vierten Hertha BSC Berlin zieht sich die Schlinge um den Kopf von Trainer Lucien Favre immer enger zu. Sollte der Krisen-Klub am Sonntag (17.30 Uhr/live bei Sky und Liga total) bei 1899 Hoffenheim eine weitere Pleite kassieren, wird die Luft für den Schweizer sehr dünn.
Während sich im zweiten Sonntagsspiel (15.30 Uhr) zwischen Aufsteiger SC Freiburg und Borussia Mönchengladbach ein Verein mit einem Sieg deutlich von den Abstiegsplätzen absetzen kann, geht es für die Berliner und speziell für Favre fast schon um Alles oder Nichts. Der Coach verzichtet trotz der prekären Lage auf markige Sprüche. "Optimistisch bleiben, Vertrauen geben", antwortete Favre auf die Frage, wie er seine Mannschaft aus dem Tief führen wolle.
Angebliche Frist lässt Favre kalt
Die Spekulationen über eine angebliche Frist für eine Trendwende bis zur Länderspielpause ab dem 4. Oktober, die sich trotz eines Dementis des Vereins hartnäckig in der Hauptstadt hält, lässt Favre zumindest nach außen hin kalt. "Es gibt kein Ultimatum. Ich spüre Vertrauen und konzentriere mich nur auf Hoffenheim", äußerte der 49-Jährige.
Möglicherweise rettet ein neuer Torwart Favre den Job. Timo Ochs wurde nach dem Pokal-Aus beim Zweitligisten 1860 München (1:4 i.E.) verpflichtet und wird wohl am Sonntag sein Debüt geben. "Ich möchte helfen", sagte der zuletzt vereinslose Keeper, der den verletzten Stammtorhüter Jaroslav Drobny ersetzen würde. Der eigentliche Drobny-Ersatz, der erst 19-Jährige Sascha Burchert, wirkte zuletzt überfordert.
Auf Ochs könnte eine Menge Arbeit zukommen, denn die Hoffenheimer haben nach Anlaufschwierigkeiten an Fahrt aufgenommen. Zuletzt gab es in der Liga drei Siege. Der Ex-Herthaner Josip Simunic, der vor der Saison für sieben Millionen Euro gewechselt war und in Berlin als Abwehrchef schmerzlich vermisst wird, kennt kein Mitleid: "Ich gebe mein Bestes, damit wir die drei Punkte hier behalten."
Rangnick warnt
Trainer Ralf Rangnick sieht das Spiel gegen verunsicherte Berliner keinesfalls als Selbstläufer: "Hertha wird nicht mit breiter Brust auftreten, aber wir wissen um die Gefahr." Bei der TSG kehren Vedad Ibisevic und Christian Eichner wohl zurück in die Startelf. Bei der Hertha fallen Cicero (Muskelfaserriss) und Artur Wichniarek (Leiste) aus.
In Freiburg treffen zwei "Pokal-Versager" aufeinander. "Jetzt wird sich zeigen, wer die Niederlage besser verarbeitet hat", meinte SC-Trainer Robin Dutt, der Wiedergutmachung für das peinliche 0:1 beim Zweitligisten FC Augsburg fordert.
Gladbach-Coach Michael Frontzeck verlangte nach zuletzt zwei Last-Minute-Niederlagen gegen Hoffenheim (2:3) und im Pokal gegen den MSV Duisburg (0:1) von seinen Spielern "Kopfarbeit": "Wir haben naiv gespielt und dadurch zwei Spiele in den letzten Minuten verloren. Das ist keine Frage des Körpers, sondern des Geistes."