Stuttgart. Er hatte recht! Häufig wurde Lothar Matthäus für seine Aussagen als TV-Experte belächelt. Im Fall von Torjäger Guirassy aber lag er goldrichtig.

Lothar Matthäus wurde nur müde belächelt, als er dem FC Bayern im Mai öffentlich den Transfer von Serhou Guirassy vorschlug. Was sollte der übermächtige Rekordmeister denn mit einem Angreifer von einem Abstiegskandidaten anfangen? Zumal damals schon Superstar Harry Kane in München gehandelt wurde.

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Doch inzwischen lacht niemand mehr über Rekordnationalspieler Matthäus, der Guirassy als „ballsicher, schnell und robust“ gelobt hatte. Treffsicher hatte der TV-Experte vergessen, denn diese Eigenschaft unterstreicht der 27-Jährige derzeit wie kein Zweiter in der Bundesliga - und übertrifft sogar 100-Millionen-Stürmer Kane.

Selbst Lewandowski gelang dies nicht

Acht Mal schoss der Torjäger des VfB Stuttgart in dieser Saison aufs Tor - die sagenhafte Quote: 100 Prozent! Acht Tore nach vier Spielen waren zuletzt einem gewissen Peter Meyer vor 56 Jahren für Borussia Mönchengladbach geglückt - keinem Gerd Müller oder Robert Lewandowski.

Beim VfB, der am Freitag (20.30 Uhr/DAZN) auf Aufsteiger Darmstadt 98 trifft, dürften sie derzeit jeden Tag eine Kerze aufstellen, dass Guirassy nach wie vor das Trikot mit dem roten Brustring trägt. Die Stuttgarter zogen im Sommer die Kaufoption in Höhe von neun Millionen Euro. Doch gleichzeitig bestand immer die Gefahr, dass der begehrte Angreifer die Schwaben für festgeschriebene 15 Millionen schnell wieder verlässt.

Durchbruch in Köln blieb aus

Eine Gefahr, die VfB-Trainer Sebastian Hoeneß angeblich gar nicht sah. „Serhou weiß, was er hier hat. Er identifiziert sich zu 100 Prozent mit unserer Sache.“ Was Guirassy bestätigte: „Ich bin froh, hier zu sein. Ich habe mich entschieden, in Stuttgart zu bleiben, da meine Familie und ich uns hier wohlfühlen.“

Seine Profi-Karriere startete der im südfranzösischen Arles geborene Guirassy 2013 bei Stade Laval. Über Lille und Auxerre landete der Stürmer, der inzwischen für Guinea, das Heimatland seiner Eltern, spielt, 2016 beim 1. FC Köln. Dort gelang aber nicht der große Durchbruch - wie jetzt beim VfB.

Dank Guirassy haben die Schwaben, die sich in der vergangenen Saison erst in der Relegation gerettet hatten, mit neun Punkten aus vier Spielen einen Topstart hingelegt. Der wuchtige Angreifer sei, lobte Hoeneß, „ein sehr kompletter Spieler“. Und in der Form seines Lebens? „Ich denke, ja“, sagte Guirassy nach dem jüngsten 3:1 in Mainz selbstbewusst. Lothar Matthäus hat das bestimmt geahnt... (fs/sid)