Essen. . Martina Voss-Tecklenburg arbeitet weiter als Bundestrainerin der deutschen Fußball-Frauen. Der Druck wird nach dem WM-Aus riesig sein.

Für Führungsfiguren, sei es in der Politik, Wirtschaft oder im Sport, gibt es jenseits des dreisten Wegleugnens im Grunde zwei anständige Wege mit Scheitern umzugehen. Rücktritt ist der eine. Die Idee, dass jemand, der in herausragendem Amt – und sei es mit den besten Absichten – eine Sache gründlich verbockt hat, erstens dafür die Verantwortung dafür übernimmt und zweitens seinen Posten räumt, scheint genau so richtig wie ehrenwert. Dass Führungskräfte auch personell den Weg für einen Neuanfang frei machen, scheint aber eine aussterbende Tugend.

Martina Voss-Tecklenburg, Bundestrainerin der Frauen, hat nach dem historischen schlechten Abschneiden der Fußball-Nationalmannschaft einen anderen, ebenfalls ehrenwerten Weg eingeschlagen. Mit Rückendeckung des DFB-Präsidenten Bernd Neuendorf hat sie sich dafür entschieden, weiterzumachen, den Scherbenhaufen, den sie mit angerichtet hat, aufzukehren und wieder zusammenzusetzen.

Einfach wird das voraussichtlich aber nicht. Fußball-Deutschland wird genau hinschauen. Die Fußball-Nationalmannschaft der Frauen hatte sich einiges an Popularität erarbeitet und mit dem Aus in der Gruppenphase Vertrauensvorschuss verspielt. Künftig dürfte jedes Spiel als Gradmesser betrachtet werden, ob Trainerstab und Spielerinnen die bei der WM sichtbar gewordenen Defizite zu beseitigen in der Lage sind.

Traurige Abreise in Australien: Martina Voss-Tecklenburg.
Traurige Abreise in Australien: Martina Voss-Tecklenburg. © dpa

Martina Voss-Tecklenburg: Jeder Fehltritt löst neue Diskussionen aus

Insbesondere Voss-Tecklenburg, die im Frauenfußball „die nächsten Schritte im Frauenfußball gehen will“, wird bei jedem Schritt erklären müssen, dass er auch wirklich in die richtige Richtung führt. Jeder Fehltritt, jeder noch so kleine Stolperer dürfte eine neuerliche Diskussion nach einem – auch personellen – Neuanfang auslösen.

Der Druck ist immens. Die Bundestrainerin hat sich mit ihrer Entscheidung weiterzumachen für den schwereren, wegen der intensiven öffentlichen Beobachtung mutigeren Weg entschieden. Aber ob es auch der richtige ist?