Frankfurt/Main. Der DFB muss noch viel Mühe investieren, bis die deutsche Fußball-Nationalmannschaft wieder die Anerkennung wie früher erfährt. Ein Kommentar.

1000 Länderspiele, was für eine Marke! Alles ging 1908 völlig chaotisch los, als die deutsche Nationalmannschaft ihr erste Spiel in der Schweiz bestritten hatte. Der Stellenwert? In den Tageszeitungen kam das 3:5 nur in Randspalten vor – wenn überhaupt.

Heute kann man darüber nur schmunzeln. Seit das Fernsehen das erste Spiel live übertragen hat – das Wunder von Bern 1954 – ist die Popularität der DFB-Elf rasant gestiegen. Egal, ob sich das Land gerade in einem Krisenzustand befand, über soziale Probleme klagte, politisch gestritten wurde: Die deutsche Mannschaft blieb alle zwei Jahre der kleinste gemeinsame Nenner.

Der DFB war verwöhnt

Heute ist das anders. Natürlich schalten immer noch Millionen ein, auch beim Jubiläumsspiel am kommenden Montag gegen die Ukraine. Bei einem Testspiel, das zwar eine Symbolkraft hat, in dem es sportlich aber um nichts mehr geht – andere Sportarten wären glücklich über so viel Aufmerksamkeit.

Doch der Deutsche Fußball-Bund war gerade im vergangenen Jahrzehnt verwöhnt. Die talentierteste Generation deutscher Fußballer, die der Verband jemals hervorgebracht hatte, spielte erst mitreißenden Fußball und wurde 2014 dann noch Weltmeister. Sie hatte besondere Typen in ihren Reihen. Poldi und Schweini – die wurden auch von Leuten gemocht, die sonst eigentlich wenig mit Fußball am Hut hatten.

Falsche Entscheidungen

Doch der Erfolg führte zu falschen Entscheidungen: Die DFB-Elf wurde zu einem Marketingobjekt. Das ließ sich über viele Jahre auch noch gut verkaufen – dann aber blieb der Erfolg aus, das Verhältnis zu den Fans zerbröckelte.

Längst ist es nicht mehr so, dass die Menschen wie selbverständlich einschalten, wenn die Nationalmannschaft spielt. Die TV-Quoten sinken, der Verband muss gefühlt um jeden Sympathisanten kämpfen. Öffentliche Trainingseinheiten und Autogrammstunden wie am Donnerstag etwa sind ein richtiger Schritt. Aber nur der erste.