Essen. Für Abos müssen Fußballfans tief in die Tasche greifen. Und das wird sich auch nicht ändern. Sportökonom Christoph Breuer erklärt die Gründe.

Natürlich musste mal wieder am Spielmodus geschraubt werden. An diesem Dienstag und am Mittwoch werden die ersten vier der insgesamt acht Achtelfinal-Paarungen im DFB-Pokal ausgetragen, die restlichen vier folgen in der kommenden Woche – darunter ist das Revierderby zwischen dem VfL Bochum und Borussia Dortmund. In allen Stadien ertönt der Anpfiff zu unterschiedlichen Zeiten.

Zuschauerinnen und Zuschauer am TV sollen möglichst viel vom DFB-Pokal sehen können, das Produkt wird somit attraktiver - und der veranstaltende Deutsche Fußball-Bund ist bei den Verhandlungen mit interessierten Sendern oder Streaminganbieter in einer besseren Verhandlungsposition, um für die Übertragungsrechte mehr Geld einstreichen zu können. Zu sehen sind alle Achtelfinals bei Sky, die ARD zeigt zwei Partien, das ZDF das Bochumer Heimspiel gegen Dortmund. DAZN bietet seinen Kundinnen und Kunden Zusammenfassungen aller Spiele auf Abruf.

Uefa will mit Champions League 5 Milliarden Euro jährlich einnehmen

Das alles hat seinen Preis, und den müssen am Ende die Verbraucherinnen und Verbraucher zahlen. Denn Fußballfans wollen ja nicht nur die Spiele ihres Vereins im DFB-Pokal sehen, sondern auch die in der Bundesliga und in der Champions League oder Europa League. Kein Anbieter hat die alleinigen Übertragungsrechte. Zwischen 50 und 75 Euro kosten die wichtigsten Fußball-Abos im Monat zusammen – und das dürfte noch nicht das Ende sein.

Die Europäische Fußball-Union (Uefa) will ab der Saison 2024/2025 ihre Einnahmen aus den Medien-Rechten um 40 Prozent steigern. Dann greift nämlich die Champions-League-Reform mit 225 statt bislang 125 Partien. Die Uefa erhofft sich rund 5 Milliarden Euro pro Jahr. Für die Anbieter stellt sich die Frage, wie sie die horrenden Forderungen der Verbände erfüllen können. „Es ist davon auszugehen, dass die Preise steigen und nur diejenigen am Markt bleiben können, die das nötige Kleingeld dafür haben“, sagt der Kölner Sportökonom Christoph Breuer. Er ahnt: „Kurz- und mittelfristig dürften die Gesamtbudgets der Anbieter kaum steigen.“ Daher wachse der Druck, Kosten zu senken, indem etwa einzelne Sende-Formate abgesetzt werden oder durch zusätzliche alternative Einnahmen generiert würden.

Verbraucherzentralen wollen gegen DAZN-Preiserhöhung klagen

Besonders Streaminganbieter DAZN steht unter gewaltigem Grund. „Es ist kein Geheimnis, dass wir aktuell noch nicht profitabel sind“, sagte Geschäftsführerin Alice Mascia im Oktober 2022 der Süddeutschen Zeitung. Die Kurve gehe aber „steil nach oben“, im Oktober dieses Jahres bis Mai 2024 wolle man profitabel sein. Vor einem Jahr erhielt DAZN von seinem Hauptgesellschafter Access Industries eine Finanzspritze, eine sogenannte Rekapitalisierung, in Höhe von rund 3,7 Milliarden Euro. Wie viele Abonnentinnen und Abonnenten DAZN hat, gibt das Unternehmen nicht bekannt.

Christoph Breuer
Christoph Breuer © Spoho Köln

Im August 2016 war das Unternehmen in Deutschland an den Start gegangen und hatte für monatlich 9,99 Euro verschiedene europäische Top-Ligen im Angebot. Inzwischen kostet das Premium-Abonnement 29,99 Euro im Monat – die Mehrheit aller Champions-League-Spiele und alle Freitags- und Sonntagsspiele der Bundesliga inklusive. Viele Kundinnen und Kunden hatten sich über mehrere Preiserhöhungen in relativ kurzer Zeit beschwert. Die Verbraucherzentralen wollen klagen.

Große Internetkonzerne wie Amazon drängen auf den Markt

Sportökonom Breuer meint, dass die Anbieter ihre Ausgabenpolitik überdenken müssen. „Das bedeutet nicht, dass sie an Top-Produkten wie der Champions League sparen, sondern an zweitklassigen Produkten wie nationalen Fußballligen oder anderen Sportarten, die dann möglicherweise aus dem Programm fallen“, sagt er. Zudem drängen finanzkräftige Internet-Konzerne wie Amazon in den Markt, die die Preise für Top-Rechte nach oben treiben. „Es wird zu einem Wettrennen kommen, aus dem einige ausscheiden müssen – das ist die größte Gefahr für das Geschäftsmodell von DAZN“, meint Breuer.

Auch interessant

Letztlich sind die Konsumentinnen und Konsumenten die Leidtragenden, die weiterhin mit hohen Kosten rechnen müssen. Für Fans aber ist Sport mehr als ein Produkt. Die emotionale Bindung an einen Verein sei größer als etwa bei anderen Streamingangeboten wie Serien, wo sich Anbieter leichter wechseln lassen. „Die Bindung aber bröckelt“, sagt Christoph Breuer. „Medien- und Vereinsmanager müssen entsprechend Obacht geben.“

Und wenn nicht? Wann sich Konsumentinnen und Konsumenten vom Fußball abwenden, lässt sich nicht exakt prognostizieren, weil in der Forschung meist nur Kauf- statt Kündigungsabsichten abgefragt werden, erklärt Breuer. Gleichzeitig versuchen die Anbieter, die Kundinnen und Kunden mit langfristigen Verträgen zu binden. Klar sei aber, sagt Sportökonom Breuer: „Mit jedem Euro, mit denen die gleichen Inhalte teurer werden, sinkt aber die Bereitschaft, das Programm zu abonnieren.“