Essen. Nach dem 0:1 gegen Ungarn kann und muss die deutsche Nationalmannschaft schon am Montag in England anders auftreten. Ein Kommentar.

Es geht um die alte Grundsatzfrage: Ist das Glas halb voll – oder halb leer? Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat bei der 0:1-Niederlage gegen Ungarn ja kaum neue Erkenntnisse geliefert. Neu war nur das Ergebnis: Erstmals seit 15 Monaten, seit dem EM-Aus im Achtelfinale durch das 0:2 gegen England in Wembley, und erstmals unter der Regie von Hansi Flick hat das deutsche Team verloren. Deshalb kann nicht auf einmal alles ganz schrecklich sein.

Der Zeitpunkt aber spitzt die Lage zu: So kurz vor der WM kann man nur darauf hoffen, dass es sich um einen Dämpfer handelte, der bestenfalls als Weckruf verstanden wird und schon am Montag – erneut gegen England, erneut in Wembley – zu positiven Veränderungen führt. Das wäre vor allem wichtig für die Stimmung in den nur noch zwei verbleibenden Monaten bis zum WM-Start.

Das Fehlen eines echten Mittelstürmers im DFB-Team wiegt schwer

Denn nicht erst seit Freitagabend fällt es schwer, dem deutschen Team in Katar Großtaten zuzutrauen. Zu offensichtlich sind ein paar Mängel, die auch in vielen Spielen ohne Niederlagen erkennbar waren.

Auch interessant

Drei große Probleme plagen derzeit nicht nur den Bundestrainer. Das offensichtlichste ist das Fehlen eines Mittelstürmers, eines Zielspielers. Verzweifelt werden öffentlich Alternativen diskutiert, ins Gespräch gekommen sind neben dem Bremer Niclas Füllkrug, 29, auch der 34-jährige Schalker Simon Terodde und der 17-jährige Dortmunder Youssoufa Moukoko – alle ohne Länderspiel-Erfahrung. Hochwahrscheinlich ist deren Berufung nicht. Undenkbar aber ist gar nichts.

Auf beiden Außenverteidiger-Positionen ist Deutschland zu schwach besetzt

Problem Nummer zwei: die Außenverteidiger. Auf diesen beiden wichtigen Positionen bietet Deutschland schon seit langer Zeit keine internationale Klasse auf.

Problem Nummer drei: die Formschwäche. Die Bayern kriseln auch in der Nationalelf vor sich hin. Dass ihr Jüngster, der erst 19-jährige Jamal Musiala, nun als Hoffnungsträger herhalten muss, spricht zwar für ihn, aber nicht für die Mannschaft.

An der Form lässt es sich immerhin noch arbeiten. Flick hat ja recht, wenn er sagt, so ein Spiel wie gegen Ungarn erlebe er „lieber jetzt als bei der WM“. Er fordert mehr Mut, mehr Dynamik, mehr Intensität. Zeigen seine Spieler das schon am Montag in England, ist das Glas halb voll.