Istanbul. Überraschung: Ohne Angabe von Gründen hat der türkische Traditionsklub Fenerbahce Istanbul den ehemaligen Nationalspieler Mesut Özil gefeuert.
Noch vor etwas mehr als einem Jahr wirkte Mesut Özils Wechsel zu Fenerbahce Istanbul wie der Beginn einer romantischen Fußball-Ehe. Doch längst sind die Flitterwochen-Gefühle zwischen dem Weltmeister von 2014 und seinem einstigen Herzensclub verflogen, die Beziehung ist zerrüttet und die Scheidung dem Anschein nach eingereicht. Überraschend teilte der türkische Erstligist am Donnerstag mit, den 33 Jahre alten Kapitän aus dem Kader auszuschließen. Gleiches gelte für den Teamkollegen Ozan Tufan.
Laut der Sportzeitung «Fanatik» wurde die Entscheidung für unbestimmte Zeit getroffen. Fenerbahce selbst wollte die Mitteilung auf Nachfrage vorerst nicht kommentieren.
Bei seiner Ankunft im Januar 2021 war Özil von den Fans des Spitzenclubs euphorisch begrüßt worden. Zuvor hatte er seinen Vertrag beim FC Arsenal in London aufgelöst. Sogar der Sprecher des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan begrüßte den Profi via Twitter: «Willkommen in Deinem zu Hause, in Deiner Heimat.»
Die Begeisterung kühlte sich bald ab. Zum Meistertitel führte der Mittelfeldspieler den Verein nicht. Aktuell ist Fenerbahce Dritter mit 17 Punkten Rückstand auf Tabellenführer Trabzonspor, auch in der Vorsaison reichte es nur zu Platz drei.
Im November beklagte sich Vereinspräsident Ali Koc, Özil müsse sich endlich auf seine Arbeit konzentrieren. «Er muss seine geschäftlichen Angelegenheiten beiseite legen und sich mehr darauf konzentrieren, wie er für Fenerbahce den besten Beitrag leisten und sein Bestes geben kann», sagte Koc. Zuletzt sei es nach einer Auswechslung zum Streit zwischen dem Star und Trainer Ismail Kartal gekommen, hieß es.
Beim 2:1 gegen Konyaspor spielte der Kapitän zuletzt nur 45 Minuten. In der Startelf stand er in dieser Spielzeit in 30 Punktspielen 14 Mal, acht Mal wurde er eingewechselt. Acht Treffer gelangen ihm.
Längst wird spekuliert, dass Özil im Sommer seinen bis 2024 laufenden Vertrag in der Metropole am Bosporus auflösen will und einen baldigen Wechsel in die USA anstrebt.
Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Karriereabschnitt von Özil geräuschvoll zu Ende geht. Vor der verkorksten WM 2018 in Russland war er wegen seiner Fotos mit dem türkischen Staatschef Erdogan in die Kritik geraten. Nach dem Turnier trat er aus der deutschen Nationalmannschaft zurück und kritisierte den Umgang mit sich.
Auch sein Abschied aus London verlief wenig harmonisch. Für die Saison 2020/21 hatte der Londoner Verein den Ex-Profi von Schalke 04 und Werder Bremen schon nicht mehr für die Premier League und die Europa League gemeldet. Am Ende wollte Arsenal seinen Top-Verdiener so schnell wie möglich loswerden. Nun hat Fenerbahce möglicherweise Ähnliches vor.