Frankfurt. Der DFB lädt Experten ein, die der Mannschaft die schwierige Menschenrechtslage in Katar näherbringen. Das ist lobenswert. Ein Kommentar.
Die Geschichte der deutschen Nationalmannschaft ist reich an Triumphen – aber auch an Fehltritten. Man erinnere nur an die WM 1978 in der Folterdiktatur Argentinien, als der damalige Kapitän Berti Vogts sagte: „Argentinien ist ein Land, in dem Ordnung herrscht. Ich habe keinen einzigen politischen Gefangenen gesehen.“ Ähnlich verheerend geriet Jahre später die Einlassung von Franz Beckenbauer, er habe in Katar keinen einzigen Sklaven gesehen: „Die laufen alle frei herum, weder in Ketten gefesselt noch mit irgendeiner Büßerkappe am Kopf.“
Solche Sätze gehen gar nicht. Und doch muss man manchmal aufpassen, nicht zu viel zu verlangen – gerade von Fußballprofis. Während Funktionäre Turniere in zweifelhafte Staaten verschieben, zu denen die Politik diplomatische Beziehungen unterhält und wo die Wirtschaft fröhlich Geld scheffelt, sollen diese jungen Männer das moralische Gewissen der Nation beruhigen. Leicht ist das nicht – siehe Berti Vogts, der es damals wohl wirklich nicht besser wusste, weil niemand die Spieler über die wahren Verhältnisse aufklärte.
Nationalspieler sind Vorbilder für junge Menschen
Zum Glück sind wir inzwischen weiter. Die aktuelle Spielergeneration mag in Interviews zu viele Worthülsen gebrauchen. Aber gleichzeitig sind viele Charaktere dabei, die sich interessieren für das, was in der Welt passiert – und die den Mund aufmachen.
Wenn der DFB nun Experten einlädt, die der Mannschaft die schwierige Menschenrechtslage im WM-Gastgeberland Katar näherbringen, ist das lobenswert. Nationalspieler sind nun einmal Vorbilder für viele junge Menschen – und so lässt sich hoffen, dass sie dieses Mal die angemesseneren Worte finden