Essen. Hertha-Sportchef Fredi Bobic setzt auf das Konzept der „harten Hand“, der neue Trainer Felix Magath bedient genau dieses Klischee. Ein Kommentar.

Wer die Pressekonferenz von Hertha BSC am Mittwochmittag verfolgte, den beschlich unweigerlich das Gefühl, die Zeit sei stehengeblieben. Felix Magath erklärte seine Vorstellungen von der Arbeit mit einer Mannschaft, gefiel sich in der Rolle des Trainers der ganz alten Schule, bediente das Klischee von Fitness-Einheiten auf Laufhügeln und Treppen – und wenn er verkündet hätte, das erste Training an diesem Dienstag mit Medizinballweitwurf zu eröffnen, hätte sich niemand gewundert.

Magath ist bereits seit zehn Jahren aus dem Bundesliga-Geschäft

Felix Magath bei seiner Vorstellung am Montag in Berlin:
Felix Magath bei seiner Vorstellung am Montag in Berlin: © dpa | Jan-Philipp Burmann

Dass er den Anschluss verloren haben könnte an die Bundesliga und eine neue Spielergeneration, das fürchtet er nicht, von sich selbst und seinen Methoden ist er nach wie vor fest überzeugt. Wäre er reflektierter, müsste er sich eingestehen, dass er seit zehn Jahren raus ist.

Nachdem er im März 2011 bei Schalke 04 entlassen worden war, weil er mit seiner autoritären Art als Trainer und Manager im ganzen Verein für schwere Unruhen und sogar für Abstiegsangst gesorgt hatte, war er flott zum VfL Wolfsburg zurückgekehrt, den er 2009 überraschend zum Meister gemacht hatte. Der zweite Versuch endete im Oktober 2012 nach acht Saisonspieltagen mit einer Trennung, als das Team auf dem letzten Platz stand.

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Danach stieg er als erster deutscher Trainer in der englischen Premier League mit dem FC Fulham ab. In seinem letzten Job nannte er sich „Head of Flyeralarm Global Soccer“ – der Versuch eines Unternehmens, die Red-Bull-Story zu kopieren, scheiterte: Die Würzburger Kickers hielten sich unter Magaths Obhut nicht in der Zweiten Liga.

Hertha-Sportchef Bobic erwartet von Magath Erfolge durch autoritäre Führung

Die letzten Erfolge des 68-Jährigen liegen weit mehr als ein Jahrzehnt zurück. Aber Hertha-Sportchef Fredi Bobic hat in seiner Panik für den Saisonendspurt auch keine fußballerischen Ansprüche mehr. Er fordert von Felix Magath „eine klare, harte Hand“. Nicht auszuschließen, dass dieses Konzept für den Klassenerhalt ausreicht. Ausgedient hat es dennoch.