Essen. Trainer-Legende Alex Ferguson feiert seinen 80. Geburtstag. Ottmar Hitzfeld lieferte sich mit dem früheren United-Coach viele Duelle.

Ottmar Hitzfeld hat zwar lange gegrübelt, ob ihm noch etwas anderes einfällt. Aber wenn er nach einer Anekdote sucht, die seinen alten Trainerkollegen Alex Ferguson am besten beschreibt, dann kommt ihm im wieder diese besondere Begegnung in den Katakomben des Camp Nou in den Sinn.

26. Mai 1999. Die Profis des FC Bayern München hatten sich schon seelisch darauf vorbereitet, den Henkelpott in den Nachthimmel von Barcelona zu stemmen. 1:0 führten sie, als die Nachspielzeit anbrach. Da trafen Teddy Sheringham und Ole Gunnar Solskjaer noch für Manchester United. Hitzfeld stand fassungslos am Spielfeldrand, während Ferguson über seinen ersten Champions-League-Triumph jubelte. Auf dem Weg zur Pressekonferenz trafen sich die Trainer. „Er hat da zu mir gesagt: ‚Sorry Ottmar, you were the better team.‘“, erinnert sich Hitzfeld, 72 Jahre alt, im Gespräch mit dieser Zeitung. „Das war prägend, offen und ehrlich – so ist er als Mensch.“

Erinnerungen an Partie gegen den BVB

An diesem Freitag feiert Sir Alexander Chapman Ferguson, der in den 1990er- und frühen 2000er-Jahren mit Manchester United eine Ära prägte, seinen 80. Geburtstag.

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Kein anderer deutscher Trainer duellierte sich so oft mit Ferguson wie Ottmar Hitzfeld. Neunmal standen sich die Beiden gegenüber. Das erste Mal 1997. Jürgen Kohler grätschte im Halbfinal-Rückspiel auf der Linie gegen Eric Cantona. „Das war unglaublich, er hat ein sicheres Tor verhindert“, sagt Hitzfeld über die berühmte Rettungstat im Old Trafford, die Borussia Dortmund ins Finale bringen sollte. Die Nacht von Barcelona im Mai 1999 wurde zu Fergusons Revanche. Hitzfeld wiederum, inzwischen Bayern-Trainer, jubelte zwei Jahre später. Im Viertelfinale warfen die Münchener auf dem Weg zum Triumph Manchester aus dem Wettbewerb. Zweimal wurden United und Bayern München in eine Gruppe gelost.

Fergusons Kabinenansprachen waren legendär

Trotz aller Rivalität, sagt Hitzfeld, waren „unsere Gespräche immer sehr respektvoll, er ist kein Selbstdarsteller, sondern ein ehrlicher Typ“. Während sich die Mannschaften auf dem Platz warmliefen, empfing Ferguson Hitzfeld stets zum Tee in seinem Büro. Ein paar Hindernisse störten nicht. „Es war ja immer ein bisschen schwierig, ihn mit seinem Akzent zu verstehen.“

Doch Ferguson konnte auch anders. Der Schotte pflegte gegenüber seinen Spielern einen autoritären Führungsstil, brüllte auch gestandene Stars bei Kabinensprachen nieder. „Haartrockner-Behandlung“ hieß es, wenn ein Profi „Fergies“ Atem spüren konnte. Ferguson wusste, dass er oft zu weit ging. Aber: „Sobald man eine schlechte Leistung duldet, tun die Spieler es wieder“, sagt er selbst. „Sie wissen, dass es zu ihrem Besten ist."

Alex Ferguson wurde mit Manchester United 13 Mal Meister

All die Pokale gaben Ferguson recht. 13 Mal wurde er mit Manchester United englischer Meister, fünfmal FA-Cup-Sieger und gewann zweimal die Champions League (1999/2008). Dazu den Weltpokal (1999) und den Europapokal der Pokalsieger (1991). Nachdem er 1986 bei United angeheuert hatte, krempelte er zuerst das Nachwuchssystem um. Das könne „zum neuen Geist des Klubs“ werden.

Der geniale wie launische Franzose Cantona erweckte den Verein nach vielen grauen Jahren wieder zum Leben. Stars aus der eigenen Jugend wie David Beckham, Paul Scholes oder Ryan Giggs brachten ihn an die Weltspitze und übergaben schließlich an Cristiano Ronaldo und Wayne Rooney. Alex Ferguson war der strenge, aber fürsorgliche Papa. „Abseits des Platzes merkte er immer, wenn etwas nicht stimmt“, sagt Giggs. „Ich wusste, dass ich immer mit ihm reden konnte.“ Das imponiert auch Ottmar Hitzfeld: „Man muss schon ein besonderer Mensch sein, wenn man einen Klub über 27 Jahre führen kann“, sagt Hitzfeld. „So viele Jahre erfolgreich zu sein und auch mal eine schlechte Saison zu überstehen, ist eine Herausforderung. Man muss viele Spieler einbauen und mehrere Generationenwechsel durchführen. Das ist ja immer mit Schicksalen von Spielern verbunden. All das kostet Kraft.“

Bronzestatue von Alex Ferguson vor dem Old Trafford

Nach 1500 Spielen und 38 Titeln als Trainer von Manchester United beendete der bodenständige Alex Ferguson 2013 seine Laufbahn. Bis heute konnte kein United-Trainer dessen Fußstapfen auch nur annähernd ausfüllen. Egal ob es Jose Mourinho oder Louis van Gaal war. Inzwischen steht vor dem Old Trafford eine Bronzestatue zu Fergusons Ehren. Die Nordtribüne ist nach ihm benannt. Gemeinsam mit Matt Busby gilt er als größter Trainer der Klub-Geschichte. 1999 schlug ihn Queen Elizabeth II. zum Ritter.

Sir Alex Ferguson.
Sir Alex Ferguson. © Getty

2018 der Schock: Ferguson erlitt eine Hirnblutung, eine Notoperation rettete ihm das Leben. Doch wer während des Krieges im rauen Werftarbeiterviertel Govan in Glasgow aufwächst, muss ein zäher Typ sein. Bei seiner Rückkehr ins Stadion zum Spiel gegen Wolverhampton erhielt der gelernte Werkzeugmacher Standing Ovations und tosenden Applaus.

Auch zum 80. Geburtstag wird sich die Fußball-Welt wieder vor Sir Alexander Chapman Ferguson verneigen, dem jedoch all der Ruhm und Rummel nie wichtig waren. „Ewig bleiben“, sagt er, „wird nur der Name Manchester United.“