Essen. Greuther Fürth verlor erneut deutlich. Der Abstieg aus der Bundesliga ist wohl unvermeidbar, der Trainer darf aber auf seinen Verbleib hoffen.

Wenn es bei einem Klub wirklich schlecht läuft, wird oft der Vergleich mit Tasmania Berlin bemüht. Jener Verein, der zum Symbol des Scheiterns geworden ist, weil er nach wie vor diverse Negativrekorde hält. In der vergangenen Saison schwebte der Vergleich über dem FC Schalke 04, als die Gelsenkirchener kurz davor standen, den Rekord von 31 Spielen ohne Sieg einzustellen. Schalke konnte die Blamage gerade noch abwenden, am Ende wurden es 30 sieglose Partien. In dieser Spielzeit gibt es einen neuen Verein, der sich dem Vergleich stellen muss: die SpVgg Greuther Fürth.

Um das zu verstehen, lohnt ein Blick auf die Tabelle. Fürth ist aktuell Letzter in der Liga, hat einen Punkt gesammelt und bereits 46 Gegentore kassiert. Sogar Tasmania Berlin konnte in seiner einzigen Bundesligasaison 1965/66 am 14. Spieltag einen Sieg vorweisen. Der FC Schalke hatte in seinem Abstiegsjahr zwar auch noch keinen Sieg, aber immerhin schon vier Punkte geholt.

Greuther Fürth: Verdient in der Liga, aber mithalten können sie nicht

Am Samstag verlor die SpVgg mit 1:7 gegen Bayer Leverkusen, es war die zweithöchste Niederlage der Vereinsgeschichte. Immerhin konnte der Gegner so einen Positivrekord aufstellen: In Patrik Schick traf erstmals ein Leverkusener vier Mal in einem Spiel. Für Fürth war es jedoch die Fortsetzung einer Serie von hohen Pleiten. Zuletzt gab es ein 3:6 gegen Hoffenheim, davor ein 0:4 gegen Borussia Mönchengladbach. Das macht 17 Gegentore aus drei Spielen und mittlerweile zwölf Niederlagen in Folge – das ist Rekord. Es ist der schlechteste Saisonstart der Ligageschichte.

Ein Bild aus erfolgreichen Zeiten: Fürths Trainer Stefan Leitl (Mitte) feiert mit seinen Spielern Branimir Hrgota (Mitte links) den Aufstieg in die Bundesliga.
Ein Bild aus erfolgreichen Zeiten: Fürths Trainer Stefan Leitl (Mitte) feiert mit seinen Spielern Branimir Hrgota (Mitte links) den Aufstieg in die Bundesliga. © dpa | Daniel Karmann

Fürths Trainer Stefan Leitl blieb nach der Partie lange bei seiner Mannschaft in der Kabine. „Wir mussten erst einmal die Wunden lecken“, sagte der 44-Jährige. Er hatte die Mannschaft im Februar 2019 übernommen und führte sie in der vergangene Spielzeit zum Aufstieg. Die SpVgg wurde Tabellenzweiter, lag drei Punkte hinter dem VfL Bochum und holte dabei 18 Siege. Sie haben sich die Erste Liga verdient in Fürth, nur mithalten können sie leider nicht.

Ein Erfolgserlebnis kann Greuther Fürth noch anpeilen

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Eine Erklärung für die schwachen Leistungen liegt auch beim Geld. Im Vergleich zu den anderen Bundesligisten hat Greuther Fürth einen sehr niedrigen Etat – er soll bei rund 16 Millionen Euro liegen. Der Klassenerhalt wäre eine Sensation, das wussten sie in Fürth schon vor der Saison. Die aktuellen Zahlen lassen aber nichts Gutes erahnen. Seit Einführung der Drei-Punkte-Regel in der Saison 1995/96 holte kein Verein zwölf Punkte Rückstand auf die Nichtabstiegsplätze auf. Dort steht im Moment der FC Augsburg mit 13 Zählern.

Um seinen Job muss Trainer Leitl wohl trotzdem nicht fürchten. „Ich habe schon immer gesagt, dass wir mit diesem Trainer auch die nächsten Jahre arbeiten wollen. Wir sehen, was Stefan leistet“, hatte Manager Rachid Azzouzi im November gesagt: „Ich möchte mit Stefan so lange wie möglich arbeiten. Mehr Jobgarantie gibt es nicht. Das ist unabhängig von den Ergebnissen hier.“

Obwohl der Abstieg unausweichlich scheint, können die Fürther noch ein Erfolgserlebnis anpeilen. Ihre erste Bundesligasaison 2012/13 beendeten sie auf Rang 18 – ohne einen einzigen Heimsieg. Das soll sich ändern, wenn es nach Trainer Leitl geht: „Da wollen wir für unseren Verein etwas Historisches schaffen.“ Ein wenig Zeit dafür haben die Fürther, bis zum Saisonende bleiben elf Heimspiele.