Essen. Bayern-Star Joshua Kimmich ist ungeimpft. Das ist seine freie Wahl. Doch die Gründe, die er anführt, sind fragwürdig. Ein Kommentar.

Joshua Kimmich ist nicht gegen das Coronavirus geimpft. Er hat dies auf Nachfrage öffentlich gemacht. Die Botschaft, die von seinen Äußerungen ausgeht, ist fatal. Sie schadet Kimmich nicht nur als Vorbild. Seine Erklärungen befeuern auch ideologische Debatten – und bremsen das gesamtgesellschaftliche Bemühen, mit größtmöglichem Schutz durch eine vierte Pandemie-Welle zu kommen.

Als öffentliche Person in einer besonderen Verantwortung

Joshua Kimmich als Privatperson steht es frei, sich impfen zu lassen oder es eben nicht zu tun. Natürlich, denn eine Impflicht gibt es nicht. Auch gebührt ihm Respekt, seine Entscheidung einem Millionenpublikum mitzuteilen. Aber: Joshua Kimmich ist zugleich eine öffentliche Person. Star des FC Bayern München, Nationalspieler, Influencer. Ein Leitwolf wie er muss sich seiner Reichweite, muss sich dem Gewicht seiner Worte bewusst sein. Es gibt ein Recht auf freie Meinung. Ein Recht auf eigene Fakten aber gibt es nicht.

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Denn das eigentliche Problem ist nicht, dass Joshua Kimmich ungeimpft ist. Das Problem ist, dass eines der profiliertesten Gesichter im Fußball mit seiner Argumentation Millionen Menschen suggeriert, ein Verzicht auf eine Immunisierung sei geboten und ratsam.

Bewältigung der Pandemie ist gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Was aber meint Joshua Kimmich, wenn er als Argument fehlende Langzeitstudien anführt? Falls er Impfschäden befürchtet, äußert er sich missverständlich. Milliarden Menschen wurden geimpft. Nebenwirkungen traten unmittelbar nach der Immunisierung auf. Sie wurden erfasst und bewertet. Stand der Wissenschaft ist: Das Risiko von Impfschäden ist geringer als das Risiko einer schweren Covid-19-Erkrankung. Über mögliche Langzeitfolgen von Corona-Infektionen hingegen liegen erste Studienergebnisse vor. Ärzte beschreiben massive Schäden an vielen Organen. Covid-19 beendet Leben, selbst in milderen Fällen Sportlerkarrieren.

Joshua Kimmich wählt dieses Risiko. Die Bewältigung der Pandemie aber ist nicht Privatsache, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Dazu zählt, Eigenverantwortung zu übernehmen, sich zu informieren. Öffentliche Personen wie Joshua Kimmich haben darüber hinaus eine ethische und moralische Verpflichtung. Jene, Vorbild zu sein.