Essen. Leon Goretzka ist ein Fußballer mit Muskeln und Haltung. Der Profi des FC Bayern dient als Vorbild und Kompass. Ein Kommentar.

Die Geschichte wirkt ein wenig angestaubt, doch zur Einordnung ist sie wichtig. Im Oktober 2014 ist Leon Goretzka zu schnell gefahren. Passiert so manchem Fahranfänger. Weil der damals für Schalke spielende Bochumer aber satte 40 km/h zu flott unterwegs war, drohte der vorübergehende Verlust der Fahrerlaubnis. Goretzka ging vor Gericht, seine Anwälte argumentierten, einem Fußballprofi könne nicht zugemutet werden, mit der S-Bahn zum Training zu pendeln, weil er dann nach Autogrammen gefragt werden würde und nicht seine Ruhe hätte.

Als damals stellvertretend für ihn gesprochen wurde, war der Gedanke erlaubt: Noch so ein verzogener Jungmillionär, der meint, sich alles erlauben zu können.

Knapp sieben Jahre später lässt sich erfreulicherweise sagen: Solche Befürchtungen waren nicht grundlos, erweisen sich heute aber als falsch. Leon Goretzka, 26 Jahre alt, hebt sich wohltuend von der Masse austauschbarer Fußballer ab, die am liebsten nur von Spiel zu Spiel denken. Der Junge aus dem Ruhrgebiet ist bodenständig, wie auch seinem Umfeld zu entnehmen ist; er ist sozial engagiert und duckt sich anders als das Gros seiner Kollegen nicht weg, wenn es darum geht, Haltung zu zeigen und der Gesellschaft als Vorbild und Kompass zu dienen.

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Bayern behalten ihr Herzstück

Solche Führungsqualitäten zeigt er seit Jahren auch auf dem Rasen. Äußerlich ist Leon Goretzka an der zugelegten Muskelmasse abzulesen, wie sehr sein Selbstvertrauen zugenommen hat. Sein ausgedehntes Arbeitsverhältnis ist für den FC Bayern eine gute Nachricht – für andere Bundesligisten nicht. Während sich beim ärgsten Konkurrenten BVB der Abgang von Erling Haaland abzeichnet und Jude Bellingham mit jedem glanzvollen Auftritt interessanter wird für die Klubs in seiner englischen Heimat, behalten die Münchener mit Leon Goretzka und Joshua Kimmich ihr Herzstück für die nächsten Jahre