Düsseldorf. Beim Spobis in Düsseldorf erhält DFL-Chef Seifert einen Ehrenpreis. 2022 übernimmt Donata Hopfen sein Amt – mit gewaltigen Herausforderungen.

Christian Seifert wird lauter. Gerade hat der Geschäftsführer der Deutschen Fußball-Liga (DFL) eine Bilanz gezogen nach den ersten Spieltagen der Bundesligen. 900.000 Tickets haben die deutschen Profiklubs in dieser Zeit verkauft, sechs Zuschauer wurden später positiv auf das Coronavirus getestet, Ansteckungen im Stadion sind nicht bekannt. „Wenn jetzt immer noch kommuniziert wird, dass das potenzielle Superspreader-Events sind und es gefährlich ist, hinzugehen, ist das vorsätzlich falsch“, sagt Seifert. Soll nur keiner sagen, dass er keine Leidenschaft mehr spüre für seine Aufgabe.

Dabei ist Seifert, wenn man so will, auf Abschiedstournee. Ende des Jahres tritt er ab nach 17 Jahren an der Spitze der DFL, nach vier TV-Rechteperioden, in denen er die Umsätze von 400 Millionen Euro pro Saison auf mehr als eine Milliarde Euro getrieben hat. Erst die Corona-Krise hat das Wachstum gebremst, hat die letzten Jahre von Seiferts Amtszeit überschattet – hat aber auch dafür gesorgt, dass der 52-Jährige als umsichtiger Krisenmanager öffentlich gehörig an Profil gewonnen hat. Auch weil die Bundesliga als weltweit erste Sportliga den Betrieb wieder aufnahm. „Er war und ist ein Glücksfall für den deutschen Fußball“, sagt Herbert Hainer, Präsident des FC Bayern.

Schreckgespenst Super League droht den Klubs noch immer

Deswegen bekommt Seifert am Mittwoch auf dem Sportbusinesskongress Spobis in Düsseldorf den „Sponsors Ehrenpreis“ für seine Verdienste um die Branche verliehen, und Hainer hält die Laudatio. Es gibt also reichlich Lob – aber auch zarte Hinweise auf die vielen Probleme, vor denen Seiferts Nachfolgerin Donata Hopfen stehen wird: Corona reißt noch immer gewaltige Löcher in die Kassen der Klubs, auch die Medienerlöse sinken. Der Wettbewerb driftet weiter auseinander, in Deutschland und Europa. Das Bundeskartellamt fordert eine Neufassung der 50+1-Regel, noch immer droht das Schreckgespenst einer Super League.

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Die neue DFL-Chefin tritt erst Anfang 2022 an, bis dahin ist Seifert noch im Amt. Und in der Liga murren einige, dass er in seinen letzten Monaten keine großen Zukunftsprojekte mehr anstößt. Er verstehe ja, dass Seifert seiner Nachfolgerin nicht reihenweise Themen hinterlassen wolle, die er nicht zu Ende bringe, sagt Axel Hellmann, Vorstandssprecher bei Eintracht Frankfurt. „Aber wir müssen einige Themen vorher anpacken, wir können nicht länger warten.“ Der DFL-Aufsichtsrat fällt in den Augen vieler Liga-Bosse als Korrektiv aus, weil Peter Peters in ihren Augen ins Amt des DFB-Präsidenten strebt und dafür viel Zeit aufwendet.

Forderung an Watzke und Kahn

„Es muss Klubvertreter geben, die Verantwortung übernehmen und Dinge vorantreiben“, fordert Hellmann. „Und das ist an die großen Klubs zu adressieren, an Hans-Joachim Watzke und Oliver Kahn.“ Die Chefs von Borussia Dortmund und Bayern München also. Watzke wurde von der Sportbild bereits als Favorit auf das Amt des Aufsichtsratschefs ins Spiel gebracht. Anderswo in der Liga sieht man das als Stimmungstest, wie eine Kandidatur des 62-Jährigen ankommen würde unter den 36 Profiklubs.

Denn in der Vergangenheit ist Watzke durchaus angeeckt. 2019 zog er seine Kandidatur für das DFL-Präsidium entnervt zurück, weil sich der Mittelstand der Liga gegen ihn positioniert hatte. In der Corona-Krise aber hat Watzke an Ansehen gewonnen in der Branche, weil er mit seinen Drähten in die Politik half, die Interessen der Liga durchzusetzen. Allerdings war er in vielen Konflikten parteiisch, etwa bei der Verteilung des TV-Geldes – und das lautstark. In der DFL muss man die vielen Interessen zusammenführen, Seifert hat das hinbekommen. „Sie haben es geschafft, 36 völlig unterschiedliche Klubs auf einen Nenner zu bringen“, lobt Hainer. Auch daran wird Seiferts Nachfolgerin gemessen werden.