Essen. Einige Vereine geben in diesem Sommer wieder hohe Summen aus. Die Bundesliga insgesamt erzielt ein Transferplus. Ein Kommentar.
Der Fairness halber sei hier stellvertretend erwähnt, dass das 2010 eingeführte Financial Fairplay zu Bestrafungen seitens der Europäischen Fußball-Union geführt hat. Zwei Jahre später wurde Bursaspor die Teilnahme an der Europa League verwehrt, weil dem Erfolg des türkischen Klubs das unseriöse Wirtschaften gegenüberstand. Gleiches Schicksal durch die obersten Finanzwächter der Uefa erfuhr 2016 Dnjepr Dnjepropetrowsk, in der Vorsaison immerhin Finalist in dem europäischen Wettbewerb.
Paris St.-Germain und Manchester City dagegen sind trotz Beweisen für Verstöße bisher ungeschoren davongekommen. Das zeigt: Die Finanzvorschriften im Profifußball waren nur bei kleinen Klubs ein scharfes Schwert, bei den Topvereinen sind sie nur ein Schnitzmesser. Financial Fairplay ist nicht tot, es hat ja nie richtig gelebt.
Absurde Ablösesummen
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Noch bis Dienstag ist das Transferfenster geöffnet, und es gilt als sicher, dass trotz pandemiebedingter Geldeinbußen und fadenscheiniger Demutsbekundungen noch etliche Millionen für Profis fließen werden. Man muss nun nicht mal mehr die moralische Verkommenheit des überkommerzialisierten Fußballs beklagen – mit jedem teuren Fantrikot, mit jedem gebuchten Pay-TV-Abo wird das überhitzte Spektakel mitfinanziert.
Absurde Ablösesummen, astronomische Spielergehälter, Handgelder und Beraterhonorare: Das Geld ist da und wird verteilt. Wenn aber Real Madrid in Spanien wie ein Nationalheiligtum behandelt und von Staatsseiten für sein Misswirtschaften noch belohnt wird, ist das der eigentliche Skandal.
Auch wenn man es sich noch so sehr wünscht: Das Rad im Profifußball wird nicht mehr zurückgedreht. In der Bundesliga wie in der Champions League ist der Wettbewerb an der Spitze kaum noch Wettbewerb, wer soll da noch überraschen? Doch: Dass selbst der FC Bayern und Borussia Dortmund bei einzelnen Transfers in diesem Sommer am Geldverschiebebahnhof der Riesen wie Zwerge aussehen, hat ja schon wieder Charme. Europas Klubs gehen voll ins Risiko, die Bundesliga insgesamt erzielt ein Transferplus. Wenn das doch nur auch eines Tages mal etwas richtig wert wäre.