Seefeld. Die Nationalmannschaft startet in Seefeld ins Trainingslager. Hier werden die Grundlagen gelegt für das Abschneiden bei der EM. Ein Kommentar.

Der Hunger ist da, soviel ist sicher. Joachim Löw will bei seinem letzten Turnier als Bundestrainer mit dem maximalen Erfolg abtreten, will die Scharte auswetzen, die das desaströse Vorrundenaus bei der WM 2018 hinterlassen hat. Auch die Spieler wollen ihrem Trainer einen erfolgreichen Abschied bereiten – und haben aus persönlichen Motiven sicher nichts dagegen, Europameister zu werden.

Aber was ist wirklich drin für die deutsche Mannschaft bei diesem Turnier? Einerseits hat sie ja viele hochbegabte Spieler. Gleich vier stehen im Champions-League-Finale, viele weitere haben die Königsklasse bereits gewonnen. Andererseits ist das Talent ungleich verteilt. Aus dem zentralen Mittelfeld ließen sich zwei bis drei Weltklasse-Formationen zimmern, auf den defensiven Außenbahnen ist es deutlich dünner und einen echten Mittelstürmer gibt es auch nicht.

DFB-Team trifft in der Vorrunde auf Frankreich und Portugal

Und das Losglück, das der deutschen Mannschaft jahrelang nicht zu Unrecht nachgesagt wurde, war offensichtlich im Urlaub, als die aktuellen Konstellationen gebildet wurden. Der amtierende Weltmeister Frankreich und der amtierende Europameister Portugal als Gegner – da muss man aufpassen, das nicht schon nach der Vorrunde Schluss ist. Andererseits kann ein erfolgreicher Auftakt gegen solche Gegner auch eine Euphorie erzeugen, die die deutsche Mannschaft weit durch das Turnier trägt.

Welche Option eintritt, wird sich in den kommenden Tagen entscheiden. Im Trainingslager von Seefeld muss Löw das Kunststück schaffen, eine Mannschaft zu finden, die gleichzeitig die nötige Intensität wie die nötige Frische mitbringt. Er muss der Mannschaft einen Teamgeist einimpfen, der auch dann nicht leidet, wenn harte Entscheidungen fällig werden – wenn nämlich die Plätze in der Startelf vergeben werden. Bis 2018 hat Löw das meist geschafft. Nun muss ihm dieser Drahtseilakt ein letztes Mal gelingen.