Köln/Bremen. Thomas Schaaf und Friedhelm Funkel sollen mit Bremen und Köln die Klasse halten. Junge Trainer wollen oft nicht bloß Klub-Retter sein.

Es fühlt sich wie eine Reise in die Vergangenheit an, wenn Thomas Schaaf auf dem Trainingsplatz von Werder Bremen seine Spieler vor der Taktiktafel versammelt. Mit dem 60-Jährigen verbindet man eigentlich die großen Erfolge zu Beginn dieses Jahrtausends. Als Ailton kugelblitzte, Johan Micoud dirigierte und Torsten Frings grätschte. Nun aber soll Schaaf die taumelnden Bremer vor dem Abstieg bewahren. Und er duelliert sich dabei ausgerechnet mit Friedhelm Funkel, 67 Jahre alt, der ebenfalls schon an der Seitenlinie fuchtelte, als die Bundesliga-Höhepunkte noch bei „ran“ auf dem TV-Bildschirm flimmerten. Jetzt trägt er den Trainingsanzug des 1. FC Köln.

Dass die Urgesteine aus dem Ruhestand befördert wurden, ist der Schlusspunkt dieser bemerkenswerten Trainersaison. In der viele entlassen wurden. In der sich einige selbstbestimmt einen neuen Klub suchten (Julian Nagelsmann von RB Leipzig kostet den FC Bayern sogar die Rekordsumme von 25 Millionen Euro), weil sie ihren Marktwert mittlerweile einzusetzen wissen. In der sich am Ende aber zeigt, dass sich niemand aus der neuen Generation als „Retter“ eine Nische gesucht hat. Wenn es keine Konzepte braucht, sondern kurzfristige Erfolge, werden die Erfahrenen gerufen. Oder man hat bereits wie Borussia Dortmund mit Edin Terzic einen geeigneten jungen Kandidaten im eigenen Stall.

Auch Arminia Bielefeld ist in Gefahr

So kämpfen an diesem Samstag ab 15.30 Uhr (Sky) Thomas Schaaf und Friedhelm Funkel um den Klassenerhalt. Bremen steht mit 31 Punkten auf dem Relegationsplatz 16 und empfängt Borussia Mönchengladbach. Köln dümpelt mit einem Zähler weniger auf Rang 17 herum und misst sich parallel mit den bereits abgestiegenen Schalkern. Arminia Bielefeld (32 Punkte) hat den Klassenerhalt beim VfB Stuttgart in der eigenen Hand – und setzt dabei auf das genaue Gegenteil eines Feuerwehrmannes. Der vergleichsweise junge Frank Kramer (49), gekommen mit viel DFB-Expertise und langfristigem Plan, soll Bielefeld auch in der kommenden Saison trainieren, während sich die alten Haudegen erneut zur Ruhe setzen.

Blütezeit unter Schaaf nach der Jahrtausendwende

Es sei eine Herzensangelegenheit, verkündete Schaaf bei seiner ersten Trainingseinheit. Am Sonntag hatte Bremen Florian Kohfeldt rausgeschmissen und die Rückkehr der Legende verkündet. Nach neun Spielen ohne Sieg gehe es darum, „einen neuen Rahmen zu schaffen, Selbstvertrauen und Überzeugung reinzubringen“, meinte Schaaf. „Ich mache mir weniger Gedanken um meine Person. Das ist nicht wichtig. Es ist viel entscheidender, das Gefühl zu haben, vielleicht noch etwas leisten und helfen zu können.“

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Von 1999 bis 2013 arbeitete Schaaf über eine Langstrecke in Bremen, 2004 preschte seine Mannschaft zum Double. Werder stand damals für Spektakel, der Klub galt als zweite Macht hinter dem FC Bayern. Mittlerweile schwanken die Bremer durch die unteren Tabellenregionen, schon in der letzten Spielzeit wurde der Abstieg erst in der Relegation verhindert.

Funkel übernimmt für Gisdol beim 1. FC Köln

„Mir war klar: Wenn er gefragt wird, stiehlt er sich nicht aus der Verantwortung“, sagt Friedhelm Funkel über Thomas Schaaf. Sie kennen ein­ander seit Jahrzehnten, schätzen sich. Zum Ende ihrer Trainer-Karrieren eint sie das Ziel Klassenerhalt: Schaaf mit Werder, Funkel mit dem 1. FC Köln. Der 67 Jahre alte Fußballlehrer kehrte ja bereits Mitte April aus dem Unruhezustand zurück, weil Markus Gisdol gehen musste. „Wir dürfen nicht hektisch oder übereifrig werden“, erklärt Funkel die Herangehensweise an seine letzte Mission in der Bundesliga.

Angenehm, bescheiden, bodenständig. Diese Attribute schreibt der Kölner dem Bremer zu. „Aber ich müsste lügen, wenn ich ihm viel Erfolg wünschen würde“, sagt Funkel. „Das wird er umgekehrt auch nicht machen.“ Das letzte Feuer wollen sie beide löschen.