Essen. Ein Wechsel von Julian Nagelsmann dürfte dem FC Bayern eine Rekordsumme kosten. Die geforderte Demut ist nicht erkennbar. Ein Kommentar.

Corona wird die Fußball-Welt verändern. Muss sie sogar verändern, meinen selbst die Mächtigen. „Wenn diese Krise vorbei ist, sind wir verpflichtet, uns damit seriös auseinanderzusetzen, dass man gewisse Dinge mit Augenmaß wieder zurückdreht“, sagte der Bayern-Vorsitzende Karl-Heinz Rummenigge. Nach dem „Rattenrennen“ vergangener Jahre ist nun Demut angesagt. Zu wissen, was man hat, und zu geben, was sinnvoll ist.

Demut im Münchener Sinne

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Ein bisschen Demut gefällig? Julian Nagelsmann, der Wunschnachfolger für Hansi Flick, dürfte den FC Bayern über 20 Millionen Euro kosten. Fünf Millionen mehr als die Rekordablöse für Porto-Trainer André Villas-Boas, die der FC Chelsea 2011 bereit war zu zahlen. Fast dreimal so viel, wie Borussia Mönchengladbach unlängst für den Frankfurter Adi Hütter ausgab. Und viermal so viel wie Bayern-Rivale Borussia Dortmund der neue Trainer Marco Rose wert ist.

Ablösesummen für Trainer steigen - eigentlich erfreulich

Eigentlich ist es eine erfreuliche Entwicklung, dass für Trainer nun auch Geld gezahlt wird. Sie tragen die Verantwortung und werden zur Rechenschaft gezogen, wenn es schlecht läuft. Sie sind Angriffsfläche, Wackelkandidat, Schuldige. Warum also soll ein Marco Rose den BVB nicht fünf Millionen Euro wert sein, wenn ein Erling Haaland mindestens das 16-fache kostet?

Wo ist die "neue Fußball-Welt"?

Der FC Bayern geht voran, nur alles andere als demütig. Man könnte jetzt danach fragen, woher das Geld kommt, da die Vereine angeblich so sehr unter der Krise leiden. Aber darauf würde man ebenso wenig Antworten finden wie auf die Frage, warum Spieler oder Trainer überhaupt so viel Geld kosten. Eine andere Frage verlangt gar keine Antwort, weil sie schon mitschwingt: Wo sind die Lehren aus der Corona-Krise geblieben? Wo ist die Demut, wo das Zurückdrehen erkennbar? Wo ist die „neue Fußball-Welt“, die ein anderer Münchener Mächtiger, Uli Hoeneß, heraufbeschwor? In München schon mal nicht.