Berlin. Mit 47 darf der Berliner Referee Manuel Gräfe nicht mehr in der Bundesliga pfeifen. So will es der DFB. Dagegen formiert sich nun Protest.

Dass nach dem Abpfiff heftig über den Schiedsrichter diskutiert wird, ist wahrlich keine Seltenheit in der Fußball-Bundesliga. Was sich im Anschluss an das badische Duell zwischen dem SC Freiburg und der TSG Hoffenheim (1:1) abspielte, war allerdings neu. Die Profis machten gemeinsamen gegen die „Früh-Pensionierung“ von Manuel Gräfe Front und setzten mit ihrem Plädoyer für den Verbleib des Unparteiischen in der Eliteklasse den Deutschen Fußball-Bund (DFB) unter Druck.

Manuel Gräfe muss laut DFB-Statuten in Rente gehen

Gräfe, der mehrfach zum besten Schiedsrichter Deutschlands gewählt wurde, hat die Altersgrenze erreicht und darf laut DFB-Statuten nicht mehr in der Bundesliga eingesetzt werden.

Ausgelöst wurden die „Pro-Gräfe-Proteste“ von Christian Günter. Obwohl der Freiburger Kapitän gar nicht nach dem Referee gefragt wurde, machte Günter am Sky-Mikrofon seinem Unmut über das vom DFB angeordnete Dienstende Gräfes nach dem Ende der Saison Luft.„Der Herr Gräfe ist einer der besten Schiedsrichter in Deutschland, wenn nicht sogar der beste“, sagte der Außenverteidiger. „Da muss man mal drüber nachdenken, ob so jemand nicht noch ein bisschen länger Schiedsrichter sein darf.“

Hoffenheims Kapitän Oliver Baumann: Ein super Schiri

Für Günter gibt es keinen Grund für das Aus von Gräfe, der zukünftig nur noch als Video-Assistent und beim Coaching der Drittliga-Referees eingesetzt werden darf. „Er ist fit und hat eine überragende Leitung auf dem Platz“, äußerte der deutsche EM-Kandidat: „Ich würde da mal eine Lanze brechen und sagen: Bitte lasst ihn noch ein bisschen weitermachen.“

Dieser Aufforderung schloss sich Hoffenheims Kapitän an. „Er muss weitermachen. Er ist ein super Schiri“, sagte Oliver Baumann: „Es ist völlig egal wie alt er ist. Wenn er gute Entscheidungen trifft und noch gut über den Platz kommt, so lange ist alles gut.“

Hatte oft auch hitzige Situationen im Griff: Manuel Gräfe.
Hatte oft auch hitzige Situationen im Griff: Manuel Gräfe. © afp | Unbekannt

Gräfe hat es geschafft, die Protagonisten des pulsierenden Geschäfts Profifußball nicht etwa gegen sich auf-, sondern hinter sich zu bringen. Seit 2004 pfeift der Berliner in der Bundesliga. 287 Spiele hat er dort seither geleitet. Mit seinen 1,97 Metern Körpergröße ist er eine echte Erscheinung auf dem Platz. Mit seiner souveränen, kommunikativen Art behält er Spieler und hitzige Situationen im Griff. Er tue dem Spiel gut und habe ein Gefühl dafür, wann er unterbrechen müsse, lobte ihn Freiburgs Trainer Christian Streich.

Schiedsrichter-Chef Michael Fröhlich sieht es anders

Das sehen die Verantwortlichen beim Verband allerdings anders. Sie hatten am Mittwoch klar gemacht, dass Gräfe sowie dessen Kollegen Guido Winkmann (Kerken) und Markus Schmidt (Stuttgart) künftig nicht mehr pfeifen dürfen, weil sie im vergangenen Jahr 47 Jahre alt geworden sind. „Die Entscheidung war für uns sehr schwierig“, sagte Schiedsrichter-Chef Lutz Michael Fröhlich: „Aber letztendlich gaben für uns die Aspekte Weiterentwicklung (...) und Strategie in der Kaderplanung den Ausschlag.“ Als Videoassistent oder in einem anderen Bereich des Schiedsrichterwesens könnte es für Gräfe womöglich weitergehen, aber nicht auf dem Platz.

„Ich höre oft, dass es nicht sein könne, dass ich nun nur aufgrund einer vor Jahrzehnten vom DFB festgelegten Altersgrenze aufhören soll“, sagte Gräfe in der Sportschau. Auch Winkmann hatte zu Protokoll gegeben, dass er gerne noch weitermachen würde - was in anderen Ländern möglich ist.

"Lex Gräfe" könnte für Unruhe bei den Jüngeren sorgen

Die Entscheidung hat sicherlich auch interne Hintergründe. Schließlich sprechen die Schiedsrichter hinter vorgehaltener Hand immer wieder über die Eifersüchteleien in der Zunft hinsichtlich der Anzahl von Einsätzen und dem dazugehörigen finanziellen Verdienst. Eine „Lex Gräfe“ würde für große Unruhe bei den jüngeren Unparteiischen sorgen. (sid/dpa)