Duisburg. Die deutsche Nationalmannschaft kassiert gegen Nordmazedonien eine peinliche Niederlage. Ein spätes 1:2 besiegelt die große Überraschung.

Marc-André ter Stegen stand völlig bedient ins einem Tor und sah fassungslos zu, wie sich an der Eckfahne eine rote Jubeltraube bildete: Eben hatte Eljif Elmas das Undenkbare geschafft, er hatte nicht nur ein Tor für Nordmazedonien gegen den großen Favoriten Deutschland erzielt – sondern kurz vor Schluss sogar den Siegtreffer. 1:2 (0:1) hieß es am Ende aus Sicht der deutschen Mannschaft gegen den Fußballzwerg. Es war eine Blamage, es war der erste heftige Rückschlag im dritten Spiel der Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2022 in Katar – und es war überhaupt erst die dritte Niederlage einer deutschen Mannschaft in einer WM-Qualifikation.

So blieb als stärkste deutsche Szene jene vor Anpfiff, als die Spieler erneut ein Zeichen setzten. Sie entrollten ein Plakat mit der schwarz-rot-goldenen Aufschrift „Wir für 30“, ein Verweis auf die 30 Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Die weiteren Zeichen setzte Bundestrainer Joachim Löw, indem er wie wenig Rücksicht nahm auf die Bundesligaklubs und die Belastung ihrer Topstars. Denn auch im dritten Spiel innerhalb von sieben Tagen gegen den vermeintlich schwächsten Gruppengegner Nordmazedonien setzte er weitgehend auf die gleiche Startelf. Statt Rotation und Schonung der vielbeanspruchten Spieler gab es nur zwei Änderungen: Marc-André ter Stegen ersetzte Manuel Neuer im Tor, Linksverteidiger Robin Gosens rückte für Lukas Klostermann in die Mannschaft – und Timo Werner saß zum dritten Mal in Serie auf der Bank.

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Deutschland verliert im Spielverlauf den Faden

Dennoch experimentierte Löw ein wenig, er schob nämlich den vielseitigen Can ins Abwehrzentrum und dafür den gelernten Innenverteidiger Matthias Ginter nach rechts. Es waren Änderungen, die dem deutschen Spiel nicht guttaten. Dabei ging es los wie erwartet: Die deutsche Mannschaft ließ den Ball zirkulieren, die Nordmazedonier setzten enormen läuferischen Aufwand dagegen – und machten es dem Favoriten so schwer, sich zum Tor durchzukombinieren. Und wenn es mal gelang, dann ließ wie so oft die Chancenverwertung zu wünschen übrig wie bei Leon Goretzkas Schuss an die Latte (9.).

Von Nordmazedonien war bis dato außer langen Bällen kein Offensivspiel zu sehen, nur einen durchgerutschten Freistoß von Ezgjan Alioski musste ter Stegen klären (40.). Doch die deutsche Mannschaft verlor nun den Faden, Nordmazedonien drückte – und traf fast mit dem Pausenpfiff: Nach einer langen Fehlerkette konnte Enis Bardhi im Strafraum erstaunlich unbedrängt querlegen und Goran Pandev noch ungestörter einschieben – das 37. Länderspieltor für die den 37-jährigen Starspieler Nordmazedoniens bedeutete das 0:1 aus deutscher Sicht.

Führt das DFB-Team gegen Nordmazedonien an: Ilkay Gündogan.
Führt das DFB-Team gegen Nordmazedonien an: Ilkay Gündogan. © firo

Die Führung spielte den Gästen natürlich in die Karten, sie konnten sich nun erst recht darauf konzentrieren, die Wege in den eigenen Strafraum zu verlangen, was gegen das zunehmend statische deutsche Spiel auch gut gelang. Löw reagierte nach knapp einer Stunde, brachte Werner und den Tempodribbler Amin Younes für Havertz und Gosens.

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Gündogan gleicht zwischenzeitlich per Elfmeter aus

Am Ausgleich waren sie nur mittelbar beteiligt, sie waren Teil der Kombination, an deren Ende Sané im Strafraum zu Fall kam. Den fälligen Elfmeter verwandelte Gündogan sicher (63.). Viel schwungvoller wurde das deutsche Spiel dadurch nicht – und der Favorit hatte sogar noch großes Glück, als Can den Ball im eigenen Strafraum den Ball an die Hand bekam, Schiedsrichter Sergej Karassew diesmal aber den fälligen Elfmeter verweigerte (76.).

Und dann wieder das Thema Chancenverwertung: Gündogan war frei durch, legte quer auf Werner – doch der traf frei vor dem weitgehend leeren Tor den Ball nicht richtig (80.). Und dann kam die 85. Minute, dann kam Elmas – der die zarte Aufbruchstimmung rund um die Nationalmannschaft mit einer einzigen Aktion zerstörte.