Essen. Karl-Heinz Rummenigge schrumpft als Repräsentant des Fußballs in einem TV-Interview auf ein erschreckendes Normalmaß zurück. Ein Kommentar.

„Es entsteht immer der Eindruck, der Fußball wolle eine Sonderrolle. Der Fußball will aber keine Sonderrolle.“ Das sagt Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge beim Interview im aktuellen Sportstudio – und der Zuschauer ergänzt unwillkürlich „ausgerechnet“ Rummenigge.

Privilegien ohne Pflichten?

Das wirklich bemerkenswerte Gespräch zwischen Sportstudio-Moderator Jochen Breyer und dem Bayern-Boss war in mehrfacher Hinsicht erhellend. Zunächst, an der Oberfläche, hob Rummenigge die Vorbildfunktion des Fußballs hervor, die – auch wenn er das nicht explizit aussprach – eben doch Privilegien rechtfertigten: Das sagte er, nur um sich, wenn es um Pflichten, gar um Haltung ging, hinter höheren Instanzen, beispielsweise der Uefa oder der Bundeskanzlerin zu verstecken.

Der Bayern-Boss inszenierte sich als unter Corona leidender Mittelständler und stutzte ohne fremdes Zutun sich selber und damit stellvertretend den Berufsfußball für einen Moment auf ein erschreckend durchschnittliches Maß zurück.

Die Hoffart der Mächtigen

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Wie manch ein Unternehmer, wie allzu viele Politiker nutzt Karl-Heinz Rummenigge ganz offenkundig die Vorteile, die seine privilegierte Stellung im Rampenlicht mit sich bringt – und scheut die Verantwortung, die damit dann einhergeht. Ob es im Sportstudio-Interview um Auslandsreisen, um den Spielbetrieb um jeden Preis oder um Menschenrechtsverletzungen beim FC-Partner Katar ging, Rummenigge wich aus. Auch wenn er die Hoffart von Uli Hoeneß zum Nachtflugverbot („Skandal ohne Ende“) oder Hansi Flick zur Kritik von Karl Lauterbach („sogenannte Experten“) möglicherweise nicht teilt – er eierte herum.

Nur einmal wurde Rummenigge deutlich. Ob sich die Menschen vom Fußball abgewendet hätten, würde man ja sehen, wenn wieder Zuschauer in die Stadien dürften, sagte er – wohl wissend, dass die Fans in ihrer Sehnsucht nach Normalität am Ende der Pandemie die Ränge wieder füllen werden. Eine realistische Einschätzung, aber eine, die diejenigen, die auf Reformen beim Fußball hoffen, wenig zuversichtlich stimmt.