Essen. Ein armenischer Investor will beim KFC Uerdingen einsteigen. Für den Fußball-Drittligisten geht es ums nackte Überleben. Ein Kommentar.

Der KFC Uerdingen gehört jetzt also Roman Gevorkyan. Zumindest will der russische Investor und scheidende Klubboss Mikhail Ponomarev seine Anteile an dem Drittligisten an den Armenier verkaufen. Auf den ersten Blick ist das für den Traditionsklub und seine Fans nach Wochen der Ungewissheit eine gute Nachricht.

Auch wenn die Fairness gebietet, vom wenig bekannten neuen Investor nur die besten Absichten zu vermuten, bleibt ein fader Beigeschmack. Schließlich sind bereits die vergangenen Jahre, sind die letzten Wochen bis zum Vertragsabschluss erhellend. Der Krefelder Verein, vor Jahrzehnten noch von fußballerischem Glanz umhüllt, wurde zur bloßen Ware.

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Der Geschäftsmann Mikhail Ponomarev sah eine Gelegenheit, kaufte sich ab 2016 Stück für Stück in den Klub, führte ihn je nach Betrachtungsweise hemdsärmelig oder nach Gutsherrenart und möchte ihn jetzt wieder abstoßen, weil nach einem ersten Erfolg die erhoffte Rendite ausblieb.

Mit all den Anekdoten zwischen Arbeitsgerichten und Heimspielen im 180 Kilometer entfernten Lotte scheint der KFC wie gemacht als Lehrstück für das Arbeitspapier der Taskforce Profifußball: In klangvollen Worten verheißt es Nachhaltigkeit, wirtschaftliche Stabilität und Verantwortung.

Die Fans, die an ihrer Liebe zum Klub oft verzweifeln mögen, wird die DFL mit ihrem Papier kaum erreichen. Die Realität in Uerdingen lässt wenig Raum für große Worte. Es geht ums nackte Überleben. Wer unterzugehen droht, fragt nicht nach der Motivation, nicht nach dem Preis der rettend ausgestreckten Hand. Er greift zu.