Essen. . Bundestrainer Löw hat nach massiver Kritik seinen Plan erklärt. Dazu zählt eine mögliche Rückkehr von Hummels, Müller und Boateng. Ein Kommentar
Eines muss man Joachim Löw lassen. Er bleibt immer bei sich. Verunsicherung? Nicht zu entdecken. Attacken auf die Kritiker? Nicht zu vernehmen. Der Hauskrach beim DFB? Klar angesprochen, ohne auf das Niveau der Heckenschützen aus der Verbandsspitze zu verfallen. Der ewige Bundestrainer hat auch zugegeben, Fehler gemacht zu haben. Und obwohl er versichert, dass er nach wie vor wütend sei wegen des 0:6 in Spanien, wirkt der Mann erstaunlich stabil.
Löw mit Blickrichtung EM: „Ich werde im Sinne des Erfolges alles tun“
Löw ist auch klug genug, um der aufgebrachten Öffentlichkeit genau jetzt, in der Zeit der ganz schlechten Stimmung um den DFB allgemein und die Nationalmannschaft im Besonderen, seine Strategie etwas deutlicher als üblich zu erklären. Erstmals gab er klar zu, was bisher nur aus Andeutungen herauszuhören war: Dass es nämlich sehr wohl einen Plan B für die Europameisterschaft 2021 gibt. Dass er vor der Nominierung endgültig entscheiden wird, ob die Mannschaft „noch dieses oder jenes braucht“. Dass er „im Sinne des Erfolges alles tun“ werde. Damit ist die Tür für die aussortierten Routiniers Mats Hummels, Thomas Müller und Jerome Boateng wieder geöffnet.
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Sie müssten allerdings auch durchgehen wollen. Da diese Weltmeister von 2014 schon seit einiger Zeit erstaunlich zurückhaltend mit diesem Thema umgehen, kann man schon auf die Idee kommen, dass es von Anfang an Löws Plan war, bei Bedarf wieder auf sie zurückzukommen – und dass die Drei das auch schon lange wissen. Denkbar sogar, dass sie froh darüber sind, bei dem derzeitigen Programm nicht auch noch jedes unwichtige Länderspiele mitnehmen zu müssen.
Nur bei der EM kann die Nationalmannschaft die Stimmung ändern
Löw konnte das bisher nie so offen kommunizieren, weil er damit die Nachrücker, die er ja gezielt fördern wollte, wieder geschwächt hätte. In Spanien aber haben ihn so viele Spieler so sehr enttäuscht, dass er sich dazu gezwungen sieht, stärker über die Alternativen nachzudenken.
Abgerechnet wird ohnehin bei der EM. Seit dem WM-Triumph 2014 haben sich die Fußball-Anhänger immer weiter von dem kühlen Produkt Nationalmannschaft entfernt. Nur ein überzeugender EM-Auftritt von einer begeisternden Mannschaft kann daran wieder etwas ändern. Und nur damit kann auch Joachim Löw seinen Ruf retten.