Essen. Mit 27 Jahren Nationalspielerin, mit 29 Jahren erst Profi: Turid Knaak trifft mit der DFB-Auswahl am Freitag auf Griechenland.

Auf Spanisch möchte sie dann doch nicht grüßen, als sie sich auf der virtuellen Pressekonferenz der deutschen Frauen-Nationalmannschaft den Fragen der Journalisten stellt. „Ich möchte nicht mit meinem Können glänzen“, sagt Turid Knaak und lacht, um dann nachzuschieben: „Nein, ich fühle mich noch nicht ganz so sicher in der Sprache.“ Was kein Wunder ist, erst seit wenigen Wochen spielt die 29-Jährige für Atlético Madrid. Und überhaupt: Fremdsprachenkenntnisse sind eher nebensächlich, wenn die deutschen Frauen an diesem Freitag in Ingolstadt gegen Griechenland (16 Uhr/ZDF) und am Dienstag in Dublin gegen Irland (18 Uhr/Sport 1) spielen. Dann geht es um das Können mit dem Fußball.

EM-Qualifikation ist schon sicher

Was das betrifft, sind die deutschen Frauen im Rahmen der Qualifikation für die Europameisterschaft 2022 über jeden Zweifel erhaben. Das EM-Ticket ist längst sicher, in den beiden abschließenden Partien geht es für das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg nur darum, diese Wettbewerbsphase ungeschlagen und bestenfalls ohne Gegentor abzuschließen. „Wir sind sehr motiviert und wollen mit einer Weißen Weste aus der Qualifikation gehen. Wir nehmen diese Spiele nicht auf die leichte Schulter, sondern sehen sie als Härtetest und als Möglichkeit, uns als Mannschaft weiterzuentwickeln“, sagt Knaak.

Weiterentwickeln, nicht stehenbleiben: Diese Vorsätze beherzigt die gebürtige Essenerin nicht nur im Fußball. Auf dem Platz, da wurde sie U20-Weltmeisterin, gewann mit dem FCR Duisburg zweimal den DFB-Pokal und 2009 den Uefa-Womens-Cup, den Vorgänger der Champions League. Auch ihre Jahre bei der SGS Essen waren erfolgreiche, zuletzt stand sie mit den Schönebeckerinnen Anfang Juli im Pokalfinale.

Doktorarbeit zum Thema Rechtschreibförderung

Auch abseits des Platzes zeigte die Stürmerin einen Drang nach vorne. Seit dem Ende ihres Sonderpädagogik-Studiums arbeitet sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Uni Köln, in einem halben Jahr will sie ihre Doktorarbeit zum Thema Rechtschreibförderung beendet haben. „Derzeit läuft an der Uni fast alles im Home-Office, für mich ändert sich also auch in Madrid nicht viel. Es war mir wichtig, dass ich das trotz des Wechsels zu Ende bringen kann.“

Ziele trotzt Unwägbarkeiten zu Ende zu bringen, gehört ohnehin zur Geschichte von Turid Knaak. Erst 2018, im Alter von 27 Jahren, debütierte sie in der Nationalmannschaft. Dabei war sie schon drei Jahre zuvor nominiert worden, doch sie verletzte sich kurz darauf schwer. In diesem Sommer kam das Angebot aus Madrid, mit 29 wurde die 14-malige Nationalspielerin Profi.

Champions League in der Weltstadt

„Ich hatte lange überlegt: Wo soll die Reise hingehen, was möchte ich noch mal erleben?“, erklärt Knaak. „Dann kam das Angebot von Atlético: Spanien, eine tolle Stadt und ein Verein, der in der Champions League spielt. Da musste ich nicht lange überlegen. Ich bereue nichts.“