Essen. Der sechsmalige Weltfußballer Lionel Messi will den FC Barcelona verlassen. Wahrscheinlich wäre es für beide Seiten das Beste. Ein Kommentar.
Lionel Messi hat beim FC Barcelona um die Auflösung seines Vertrags gebeten. Mit einem Einschreiben per Fax. Organisatorisch ist dies der korrekte Weg, das sogenannte "burofax" kommt in Spanien rechtverbindlich einem Einschreiben gleich. Doch der Mann, der fußballerisch trotz seiner 33 Jahre noch immer auf der Höhe der Zeit ist, noch immer als Trendsetter in Sachen Vermarktung gilt, der von Millionen Heranwachsender verehrt wird, nutzt nur diese schon fast antiquierte Technik, um mit seinem Arbeitgeber zu kommunizieren - in den Sozialen Medien richtet er überhaupt kein Wort der Erklärung an seine millionenstarke Anhängerschaft.
Nein, nach allzuviel Kommunikation scheint es Messi derzeit wahrlich nicht zu dürsten. Wie ein geprügelter Hund hatte er das Stadion in Lissabon nach der 2:8-Klatsche durch den FC Bayern im Champions-League-Viertelfinale verlassen. Es war eine der dunkelsten Stunden seiner Karriere, eine der dunkelsten in der Klubgeschichte des stolzen FC Barcelona. In dieser Phase schlägt dann die Stunde der Wahrheit: Mitmachen beim Neuaufbau unter dem neuen Trainer Ronald Koeman? Oder die letzten Karrierejahre noch einmal in einem anderen Klub verbringen, noch einmal eine neue Herausforderung suchen, wie es vor ihm auch die Barca-Urgesteine Andrés Iniesta und Xavi im Karriereherbst getan haben?
Keine magischen Momente vom verärgerten Zauberfuß
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Enteilt war Real Madrid dem FC Barcelona in der vergangenen Saison in der spanischen Liga. In der Champions League gehörte Barca ebenfalls nicht zur Spitze. Hinzu kommen die Kader-Fehlplanungen der vergangenen Jahre, Messis unerfüllter Wunsch nach einer Rückkehr von Neymar, die drohende Abschiebung von Kumpel Luis Suarez. Wird sich nun alles unter Koeman wieder ändern? Messi scheint der Glaube daran zu fehlen, sonst würde die seit nunmehr 20 Jahren anhaltende, einst unzerstörbar scheinende Bindung an Barca nicht bröckeln. Doch was ist, wenn sich der katalanische Klub nicht so einfach auf eine Trennung einlässt und auf die festgelegte Ablösesumme von 700 Millionen Euro beharrt? Welcher interessierte Klub kann die in der Corona-Krise überhaupt bezahlen? Dann droht eine unbefriedigende Saison für beide Seiten. Für die Klublegende, deren Verdienste und jahrelange Treue im Schatten einer Frust-Spielzeit versinken würden. Und auch für den Klub, der von einem verärgerten Zauberfuß wohl kaum viele magische Momente erwarten darf.
Es ist eine schwierige Situation für beide Seiten, doch scheint eine Trennung derzeit die wohl beste Option. Für den FC Barcelona, wenn er zumindest ansatzweise an die geforderte Ablösesumme herankommt und en Neuaufbau mit willigem Personal vorantreibt. Und für Messi selbst, der noch einmal beweise kann, dass er auch in einem anderen Umfeld mit anderen Mitspielern funktionieren kann. Ein Vereinswechel statt ewiger Treue, damit würde er ohnehin im Trend des schnelllebigen mordernen Fußballs liegen. Selbst wenn er den unterschrieben Vertrag an den neuen Verein per Fax schicken sollte.