Essen. Beim Champions-League-Finale war Sandro Wagner als TV-Experte im ZDF im Einsatz. Er lieferte flapsige Sprüche und ließ Objektivität vermissen.
Eigentlich hätte beim Finale der Champions League am Sonntag zwischen Paris Saint-Germain und dem FC Bayern München Oliver Kahn an der Seite von ZDF-Moderator Jochen Breyer stehen sollen. Da der frühere Nationaltorwart aber seine Tätigkeit beim öffentlich-rechtlichen Sender beendete, um sich voll auf seine Aufgaben im Bayern-Vorstand zu konzentrieren, feierte Sandro Wagner sein Debüt als Experte.
Der 32-Jährige, der in der Jugend des FCB ausgebildet wurde und ab Januar 2018 ein Jahr lang für die Profis des Rekordmeisters spielte, spaltete mit seinen Einblicken und Analysen auch das Fernsehpublikum an den TV-Geräten.
War die Wahl des Experten vom ZDF richtig?
Wagner, der seine Karriere nach seinem Engagement bei Tianjin Teda in China im August offiziell beendet hatte, ließ Objektivität vermissen und betrachtete die meisten Sachverhalte allzu sehr durch die Bayern-Brille - zu viel der Lobhudelei für die Ex-Kollegen. Obwohl seine Zeit bei den Münchenern längst vorbei ist, redete er vielfach über "seine" Bayern und vermittelte den Glauben, dass er immer noch zu einhundert Prozent weiß, was im Innersten der Mannschaft abläuft.
Auch interessant
An dieser Stelle kann man natürlich auch über die Experten-Auswahl des ZDF für das Endspiel diskutieren. Bei einer Partie dieser Bedeutung hätte es der Glaubwürdigkeit gutgetan, einen Fachmann ohne FCB-Stallgeruch ins TV-Studio zu stellen. Allerdings ist der Sender in den vergangenen Jahren auch gut mit Oliver Kahn gefahren. Der hatte ebenfalls eine Bayern-Vergangenheit hatte und wusste dennoch im Zusammenspiel mit Breyer oder Oliver Welke die Zuschauer zu unterhalten, was ihm nach seiner Karriere in Fußball-Deutschland durchaus den ein oder anderen Sympathiepunkt einbrachte.
Berechtigte Kritik erntete Wagner daher auch von einem Großteil des Fernsehpublikums über die sozialen Medien, dem die Beweihräucherung des Rekordmeisters nicht gefiel. Was die meisten beruhigen dürfte: Laut Angaben des Senders sind weitere Einsätze Wagners als Experte nicht geplant. Es war wohl nur ein kurzes Intermezzo - mit einigen flapsigen Sprüchen.
Wagner: „Gnabry hat eine hübsche Freundin“
„Er hat einen unglaublichen Antritt, er ist beidfüßig, hat einen super Abschluss“, schwärmt Wagner von seinem früheren Mitspieler Serge Gnabry. Dann kommt er auf den Privatmenschen zu sprechen. „Er ist ein super Typ außerhalb des Platzes. Total geerdet, hat eine super Familie, ein tolles Umfeld, eine hübsche Freundin. Was willst du mehr?“, sagte Wagner und beurteilte zugleich noch den Modegeschmack des Flügelspielers: „Ab und zu sieht er schon aus wie ein Marsmensch, das ist das einzige, was ich kritisieren würde.“
Auch interessant
Diese Aussagen waren für viele Twitter-Nutzer eine Steilvorlage. „Sandro Wagner beschreibt Serge Gnabry unter anderem mit: Er hat eine hübsche Freundin. Dazu fällt dir echt nichts mehr ein", schrieb ein User. Ein anderer: „Heute durch Sandro Wagner gelernt: „Der hat ne hübsche Freundin.“ - DAS macht den Fußballprofi aus!“
An der Entwicklung des Shootingstars Alphonso Davies dieser Saison habe er selbst großen Anteil gehabt, berichtete Wagner vor laufenden Kameras: "Davies ist eine absolute Rakete. Ich glaube auch deswegen, weil er neben mir saß in der Kabine. Ich glaube, das hat ein bisschen abgefärbt.“
Wagner gibt Einblicke in die Hierachie
Trotz flapsiger Sprüche - auch über die PSG-Akteure, die gemerkt hätten, dass sie keine Hip-Hop-Gangsta seien - überraschte Wagner ebenso mit Einblicken in die Kabine. Nach dem Abschied von Arjen Robben und Franck Ribery sei David Alaba der große Boss im Team, erzählte er Breyer: „Alaba organisiert mal ein gemeinschaftliches Grillen oder eine Halloween-Party.“
Obwohl es für Wagner im Netz ordentlich Kritik hagelte, fanden einige den Auftritt auch sympathisch. „Grätscht mich weg, wenn ihr es anders seht, aber ich finde Sandro Wagner ist angenehm anders als Experte. Moderne Wortwahl, versucht bei Klartext zu bleiben, strahlt aus, dass er Bock hat“, twitterte ein User.