Lissabon. Im Kader von RB Leipzig stehen gleich fünf Franzosen. Ihre Herkunft ist Teil der Vereinsstrategie. Gegen PSG stehen sie besonders im Fokus.
Dayot Upamecano wird nicht verkauft! Dies wollte Markus Krösche vor dem wichtigsten Spiel in der noch jungen Vereinsgeschichte unbedingt festgestellt haben. Dabei hätte der 39-Jährige das eigentlich nicht hätte tun müssen. Denn Upamecano, der Abwehrchef der Sachsen, hat vor zwei Wochen seinen Vertrag bis 2023 verlängert. Trotzdem bestimmte Leipzigs Sportdirektor: „Im nächsten Jahr wird er definitiv bei uns bleiben!“
RB-Koloss Dayot Upamecano wohl schwer zu halten
Sicher ist sicher. Man weiß ja nicht, was dieses Champions-League-Turnier in Lissabon weiter so alles anstellt mit dem deutschen Newcomer in der K.o.-Phase der Königsklasse. Haut Upamecano am Dienstag (21 Uhr/Sky) im Halbfinale gegen Paris St.-Germain noch so eine Partie raus wie beim 2:1 gegen Atlético Madrid im Viertelfinale, werden die Leipziger nach ihrer Rückkehr an den Cottaweg das Einfahrtstor zur Akademie verrammeln müssen. „Vorsicht, freilaufende Bullen“ steht auf dem Portal, was auf kaum einen anderen Spieler im Kader der Sachsen so zutrifft wie auf den 21-Jährigen, der trotz seiner Türsteher-Figur schnell wie ein Hase ist und am Ball ein Künstler mit feinem Fuß. „Eine Naturgewalt“, wie RB-Trainer Julian Nagelsmann schwärmt.
Lange werden die Sachsen wohl keine Freude mehr an Upamecanos Entwicklung haben. Das Arbeitspapier enthält eine Ausstiegsklausel von geraunten 42 Millionen Euro. Aber sei‘s drum, dann füllt die Lücke Ibrahima Konaté, den in dieser Saison hartnäckige Hüftbeschwerden ärgern. Der 21-Jährige war bis zur Verletzung Stammkraft und Nebenmann von „Upa“, mit dem er auch in Frankreichs U 21 agiert. Oder Nordi Mukiele (22) darf endlich von der ungeliebten Rechtsverteidigerposition ins Zentrum rücken. Auch ein Franzose im Leipziger Kader – ebenfalls wie Jean-Kévin Augustin (23) oder Christopher Nkunku (22), beide Angreifer. Nkunku war aber bis vorigen Sommer Profi bei PSG, was dem Halbfinale neben der gemeinsamen Vergangenheit der Trainer Nagelsmann und Thomas Tuchel beim FC Augsburg eine weitere Anekdote anfügt.
PSG vergraulte das einstige Top-Talent Christopher Nkunku
Die Nkunku-Anekdote also wird Paris nicht ganz so gefallen. Die Einkaufspolitik des Scheich-Klubs vergrault Talente aus der Kaderschmiede, wie sich erst vor Wochen wieder zeigte, als der 18 Jahre alte Verteidiger Tanguy Kouassi zum FC Bayern wechselte. Auch RB war an dem Talent dran – und die Bayern erst interessiert, als sie davon erfuhren.
Den Leipzigern beim Scouting etwas unlauter über die Schultern zu schauen, ergibt ja auch Sinn. Immerhin kennen sich die Sachsen wie kein zweiter deutscher Klub mit dem Nachwuchsmarkt im Land des Weltmeisters aus. Einer der Gründe dafür ist Gerard Houllier, früher unter anderem Trainer des anderen Halbfinalisten aus Frankreich, Olympique Lyon. Der Franzose ist das Mastermind hinter dem Leipziger Faible für Talente aus der Ligue 1 und den Ligen darunter, die mit 26 Spielern die zweitgrößte Gastarbeiter-Gruppe in der Bundesliga hinter den Österreichern (31) stellen. Der 72-Jährige, im Red-Bull-Universum als Global Sports Director unterwegs, hat einige der entscheidenden Tipps an die Red-Bull-Klubs weitergereicht, aus denen Transfers heraussprangen wie etwa der von Naby Keita, erst Spieler in Salzburg, dann in Leipzig, jetzt in Liverpool. Oder der von Sadio Mané, der die Zwischenstation Sachsen wegließ und aus der Mozartstadt gleich zum englischen Meister wechselte.
Auch Ralf Rangnick erkannte für RB früh die Vorzüge französischer Talente. Der frühere Gesamtsportchef und Trainer hat die Franzosen verpflichtet. Beim Nkunku-Transfer im letzten Sommer sagte der 63-Jährige, der unlängst Red Bull verlassen hat: „Wir suchen nach Spielern, die Straßenfußball-Kultur haben, mit einer guten technischen und taktischen Ausbildung. Frankreich ist dafür ein exzellenter Markt.“
Sabitzer schwärmt von Upamecano
Und RB mit seinen Erfolgen mittlerweile eine Top-Adresse für den nächsten Schritt junger Franzosen. Aber eben auch nicht mehr. Upamecano wird kommenden Sommer mit allergrößter Wahrscheinlichkeit das Bullen-Tor zum letzten Mal hinter sich schließen. So wie es Kollege Marcel Sabitzer am Montag formulierte. „Er wird mal einer der besten Innenverteidiger der Welt!“