Essen. Warum werden Konzerte mit Fans erlaubt, aber keine Fußballspiele? Der Konflikt zeigt ein Dilemma, in dem alle Beteiligten stecken. Ein Kommentar.

Vermutlich haben die Mitarbeiter des Düsseldorfer Gesundheitsamtes es nur gut gemeint. Künstlern, und denen, die den Menschen auf der Bühne zuarbeiten, geht es schlecht. Ein Konzert vor Publikum, bei dem Geld verdient und Aufmerksamkeit erworben wird, ist da doch genau das Richtige, oder?

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Ja. Und nein. Klubs protestieren, viele Fans kochen vor Wut. Warum werden Konzerte erlaubt und Fußballspiele nicht? Der der zornig fragende Blick richtet sich auf Berlin, wo die Gesundheitsminister der Länder den Verzicht auf Fans beim Fußball bis Ende Oktober nahegelegt hatten. Dabei kann der Bund, kann auch die Landesregierung nichts dafür. Genehmigt hat das Konzert das Gesundheitsamt auf lokaler Ebene, es war sich trotz vieler Einwände seiner Sache sicher, offenbar nicht aber seines Fingerspitzengefühls.

Folgen für die Amateurklubs sind dramatisch

Der scheinbare Konflikt zwischen Künstlern und Kickern taugt allerdings nicht für eine Kritik an der kommunalen Selbstverwaltung. Er zeigt allein die von der Corona-Pandemie ins Land gezeichnete zerstörerische Spur jenseits des Infektionsgeschehens, eine Spur tief wie das Dilemma, in dem alle Beteiligten stecken.

So bewundernswert die Akzeptanz der Fußball-Bundesligisten angesichts der Empfehlung der Gesundheitsminister ist, so dramatisch sind die Folgen für die Amateurklubs, gerade wenn sie unter Profibedingungen arbeiten. Die Lösung für die Teams auf Regionalliga-Niveau, die bei Geisterspielen jede Menge Kosten, aber kaum Einnahmen haben, kann bei unveränderter Corona-Lage nicht heißen, voreilig Fans ins Stadion zu lassen. Dennoch brauchen sie Geld. Vielleicht könnten DFB, DFL und die Großen im Geschäft formale Grenzen überschreiten und sich erkennbarer als bisher der Solidarität verpflichten. Auch über den eigenen Verein hinaus.