Essen. Die Bayern stehen im Viertelfinale der Champions League. Der Sieg gegen Chelsea taugt aber nicht zur Standortbestimmung. Ein Kommentar.

Die Bayern müssen ihre Koffer packen. Das ist genauso erfreulich wie es erwartbar war. Die Münchener werden sich nach dem 4:1-Sieg über Chelsea nach Portugal auf den Weg machen, um bei der Endrunde der Champions League erst gegen den FC Barcelona und danach vielleicht um den Titel mitzuspielen.

Wenige Erkenntnisse

Viele Erkenntnisse lieferte der Abend in München nicht. Dass die Bayern weiterkommen, stand nach dem 3:0-Hinspielsieg in London so gut wie fest. Offen schienen die Fragen nach dem Leistungsstand der Mannschaft von Trainer Hansi Flick und nach dem Unterhaltungswert der Champions League in Geisteratmosphäre.

Chelsea macht es den Bayern leicht

Auch interessant

Weil Robert Lewandowski mit seinem frühen 1:0 per Foulelfmeter die letzten Hoffnungen der Gäste schnell pulverisierte, waren die Münchener nicht wirklich ernsthaft gefordert. Natürlich zeigten sie, dass sie trotz des merkwürdigen Jahresrhythmus das Fußballspielen nicht plötzlich verlernt hatten. Weil Chelsea die Aufforderung des Trainers Frank Lampard, „Haltung und Leistung“ zu zeigen, nicht befolgte, konnten die Münchner den Abend ohne wirklichen Druck bestehen. Der Stresstest für die Mannschaft steht also noch aus.

Wegen der Umstände lässt sich aber auch nicht sagen, dass Geisterspiele grundsätzlich unattraktiv wären. Wenn es wirklich um etwas geht, werden Fußballfans die zuschauerfreie Atmosphäre vielleicht ausblenden können – einfach weil das Spiel spannend ist.

Ein angenehmer Nebeneffekt

Einen angenehmen Nebeneffekt hatten die Umstände. Die Spieler hielten sich zurück. Torjubel blieb Torjubel, überkandidelte Choreographien blieben aus. Auch der Umgang mit Fouls war vergleichsweise sachlich: Die Spieler fielen. Die Spieler standen wieder auf. Ganz ohne dramatische Einlagen, ganz ohne Schauspiel. Aber auch dieser positive Eindruck muss sich bei Geisterspielen bestätigen, bei denen es noch um etwas geht.

So sehr man sich wünscht, dass sich die Umstände bald ändern, wäre es schön, wenn dieses sachlich-anständige Verhalten die Krise überleben würde, wenn irgendwann Fans und Leidenschaft in die Stadien zurückkehren.