Essen. In den Niederlanden darf eine 19-Jährige bei den Männern mitspielen. Ex-Nationalspielerin Inka Grings hätte sich das auch zugetraut.
Der niederländische Fußball-Verband geht bei der Förderung der Frauen neue Wege: Im Rahmen eines Pilotprojektes darf die 19-jährige Ellen Fokkema in der ersten Männer-Mannschaft des VV Foarut mitspielen. Das Team aus dem friesischen Dorf Menaam nahe Leeuwarden spielt in der vierten Amateurklasse. Sollte das Ergebnis positiv ausfallen, könnten die Regeln verändert werden, sodass künftig gemischte Teams erlaubt sind, teilte der Verband KNVB mit. Die frühere Nationalspielerin Inka Grings lobt das niederländische Projekt zur Genderneutraltität.
"Das finde ich sehr interessant. Ich habe keinerlei Bedenken, dass Frauen fußballerisch nicht mithalten können. Ich hätte mir das auch blind zugetraut.", sagt die frühere Duisburger Torjägerin im Gespräch mit dieser Redaktion. Grings trainierte bis zum Sommer die Männermannschaft des SV Straelen, die unter ihrer Regie in die Regionalliga aufstieg. Zuvor betreute sie bereits die U17-Junioren von Viktoria Köln. "Es gibt spielerisch keine großen Unterschiede zwischen Männern und Frauen", sagt die 41-Jährige. "Die körperlichen Nachteile können Frauen spielerisch ausgleichen." Zu ihrer aktiven Zeit gewann die gebürtige Düsseldorferin zwei Europameistertitel, erzielte für den FCR 2001 Duisburg 353 Tore in 271 Spielen. Den Vergleich mit den Männern hätte sie sich damals "bis ganz oben zugetraut".
Niederländischer Verband: Viele Anfragen von Frauen
Der niederländische Verband sieht ebenfalls gute Chancen, dass sich die Jugendnationalspielerin durchsetzen kann. Fokkema hat um die Ausnahmegenehmigung gebeten und sie bekommen. „Jedes Jahr erhalten wir Anfragen von Frauen, die mit Männern im Amateurfußball in der Kategorie A spielen wollen. Der KNVB setzt sich für Diversität und Gleichberechtigung ein. Dieser Fall ist eine schöne sportliche Herausforderung, die wir nicht blockieren wollen“, sagt Art Langeler, der beim KNVB für die Fußball-Entwicklung zuständig ist.
In den Niederlanden sind gemischte Teams schon seit 1986 erlaubt. Mädchen dürfen heute solange in den Jugendkategorien mit Jungen spielen, bis sie 19 Jahre alt sind. Danach müssen sie sich eine Frauenmannschaft suchen, oder sie spielen weiterhin bei den Männern in der Seniorenkategorie B.
Gemischte Teams für Jugendspieler von Vorteil
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Inka Grings sieht in gemischten Mannschaften im Jugendbereich große Vorteile. "Das hat einen enormen Effekt für die Entwicklung der Nachwuchsspieler. Die Jungen, die meist energischer auftreten, können von der Sozialkompetenz der Mädchen lernen -- auch wenn Mädchen natürlich keine Engel sind. Die Mädchen können ihrerseits von der Schnelligkeit profitieren." Die spätere deutsche Meisterin spielte bis zum zwölften Lebensjahr mit Jungen zusammen. "Ich war sehr traurig, als ich zu den Mädchen wechseln musste. Der Mädchenfußball steckte damals noch in den Kinderschuhen", sagt sie. Heute könnten Mädchen zum Glück länger in gemischten Mannschaften bleiben.
Ellen Fokkema freut sich, dass sie nun ein Platz im Männer-Team von Trainer John Hofte hat. "Es ist fantastisch, dass ich weiterhin in diesem Team spielen kann", sagt die 19-Jährige. "Seit meinem fünften Lebensjahr spiele ich mit diesen Jungs Fußball, und ich hätte es als sehr schade empfunden, nicht mehr mit dieser Mannschaft spielen zu dürfen. Meine Teamkollegen haben begeistert reagiert, dass ich bleiben darf." Ein Profiangebot des Erstligisten SC Heerenveen schlug sie aus, um sich auf ihre Ausbildung als Krankenschwester zu konzentrieren.
Grings: Niederlande sind weit voraus
Kann dieses Projekt auch Vorbild für den deutschen Fußball sein? "Wir können uns davon etwas abgucken und lernen", sagt Grings. "Die Niederlande sind uns bei diesem Thema sehr weit voraus."